Berliner Bärenfreunde e.V.

Plauderei über den Berliner Bären

Am Mittwoch, den 13. Juni 2007 um 14.30 Uhr (es war fast unerträglich heiß), gab es im Feierabendheim Buckower Ring 62 in Berlin Biesdorf-Nord eine Plauderei über den Berliner Bären. Anwesend waren 45 Senioren und Gäste der Volkssolidarität Ortsgruppe 209/210. Ich hatte einige Berlin Souvenirs in Form von Münzen, Postkarten, Bären, Schneekugeln, Büchern und andere zur Ansicht mitgebracht. Diese wurden aufmerksam betrachtet und begutachtet. Frau Schöning, Vorsitzende der Ortsgruppe, stellte mich kurz vor und ich wurde mit freundlichem Applaus empfangen. Es begann eine unterhaltsame Stunde, in der auch viele Fragen beantwortet wurden.

Den meisten Gästen war der Bärenzwinger am Köllnischen Park bekannt, viele haben ihn auch schon einmal besucht. Viele von ihnen kannten Nante und Jette, ein Begriff für die Berliner. Die vielen Bärentaufen im Berliner Tierpark Friedrichsfelde waren noch in guter Erinnerung. Viele der Gäste wussten noch nichts von Jettes 33 Kindern, was für ein Rekord. In der heutigen Zeit wäre das nicht mehr möglich, man denkt heute mehr an das Wohl der Tiere. Nur wenige Bärenkinder von Jette blieben im Bärenzwinger, die anderen wurden alle weitervermittelt.

Der Bärenzwinger

Ich erzählte von der Entstehungsgeschichte des Bärenzwingers, der am 17. August 1939 eröffnet wurde. Zwei der Bären, Jule und Lotte kamen aus dem Berliner Zoo und die beiden anderen, Urs und Vreni, waren ein Geschenk der Stadt Bern nachträglich zur 700. Jahrfeier der Stadt Berlin. Purzel, der Geschwader Bär, kam 1941 in den Bärenzwinger. Es war eine sehr schwere Zeit, da die Bevölkerung Not litt. Das Futter für die Bären zu beschaffen war nicht einfach. Viele Berliner brachten trotzdem das Wenige, was sie hatten für die Bären vorbei.

Bei den Straßenkämpfen 1945 kamen alle Bären, bis auf Lotte um. Diese wurde sehr entkräftet vorgefunden und sie wurde im Juni 1945 dem Berliner Zoo übergeben, wo sich gut erholte und noch bis 1971 lebte.

In der Zeit nach dem Krieg wurde der Zwinger zugeschüttet, es gab wichtigeres zu tun.
1949 gab es wieder viele Berliner, die ein lebendiges Wappentier haben wollten. Nante und Jette waren erneut ein Geschenk der Stadt Bern, aus dem dortigen Bärengraben.

Jette bekam 33 Bärenkinder, aber nur ihre Tochter Julchen blieb im Bärenzwinger. Nante verstarb 1979. Im Jahre 1981 kamen Taps und Schnute, Bärengeschwister aus Staßfurt nach Berlin. Taps war ein außergewöhnlicher Bär und sehr groß. Man befürchtete, dass er die Geschicklichkeit besaß aus dem Wassergraben herauszuklettern. Aus diesem Grund versah man den äußeren, oberen Rand des Wassergrabens mit Wehrstacheln, die heute noch der Sicherheit der Besucher dienen.

Taps wurde leider sehr krank und musste nach schwerer Krankheit 1990 eingeschläfert werden. Als Nachfolger kam Tilo, nur wenige Monate später 1990 aus Bischofswerda nach Berlin. Nun lebten Maxi, Schnute und Tilo im Bärenzwinger am Köllnischen Park. Es war für die Bären und die Berliner eine ereignisreiche Zeit. 1989 fiel die Berliner Mauer, viele Berliner die ihre Bären liebten und Gäste aus aller Welt besuchten das wunderschöne Kleinod an der Wiege Berlins. Aber keiner wusste, wie geht es weiter. Zur DDR-Zeit gehörte der Bärenzwinger zum Berliner Tierpark Friedrichsfelde. Nach der Wende fehlte das Geld und der Tierpark wollte ihn u.a.wegen nicht artgerechter Haltung der Bären schließen.

Nach dem Mauerfall

Es ging ein Aufschrei durch die Bevölkerung, alle wollten ihren lebendigen Berliner Bären behalten. Die Berliner Morgenpost und die BZ richteten Spendenkonten ein und es wurde überlegt, was man tun kann.

Die Anlage mit den Bären wurde der Stadt Berlin geschenkt. Die Verantwortung wurde dem Stadtbezirk Mitte übertragen. Das Grünflächenamt des Bezirkes betreut nun den Bärenzwinger. Es wurde Geld zur Verfügung gestellt, zwei feste Stellen für die „Bärenmütter“ eingerichtet und für den Umbau des Bärenzwingers gesorgt. Die Bären kamen in dieser Zeit im Winterquartier der Zirkus Union in Hoppegarten bei Berlin unter. Bald war es soweit und die Bären konnten zurück. Nun gab es eine Fußbodenheizung für sie, ein Oberlicht im Deckenbereich und auch neue Wasserleitungen. Aber die Tierschützer waren nicht zufrieden.

Wenn man die Entwicklung des Zwingers betrachtet, muss man sagen, dass unsere Bären heute gut und vom Gesetz her artgerecht leben. Früher gab es nur Beton, heute Rindenmulch mit Erde gemischt, viel Grün, Rückzugsmöglichkeiten, Spielmöglichkeiten, zwei Wassergaben und ein kleines Badebecken in der Freianlage rechts. Die beiden Bärenmütter Frau Kutzner und Frau Gnad betreuen unsere Bären sehr liebevoll. Es ist gut, dass der Tierschutz sich sehr zum Positiven für unsere Bären ausgewirkt hat.

Die Berliner Stadtbären

Dann erzählte ich noch über unsere Stadtbären. Der erste Berliner Stadtbär war Urs, danach war es Nante. Sein Nachfolger war Taps und der vierte Stadtbär war unser Tilo, der leider am 12. April 2007 nach einer Krebserkrankung eingeschläfert werden musste.

Vom Bezirksamt Mitte/ Tiergarten und den Berliner Bärenfreunden e.V. wurde beschlossen „Schnute“ als erste Stadtbärin zu benennen. Diese Wahl wurde von den Besuchern des Bärenzwingers positiv aufgenommen.

Ein wichtiges Detail darf nicht vergessen werden. 1993 wurde Tilo kastriert, um die Möglichkeit auszuschließen Bärenkinder zu zeugen. Aber er schlug allen ein Schnippchen, da im Januar 1994 Schnute von ihm drei Bärenjunge (Rieke, Atze, Pieke) und auch Maxi zwei Bärenkinder (Bärolina, Alex) bekamen. Diese wurden unter großer Begeisterung der Berliner Bevölkerung besucht und getauft. Aber sie konnten dort auf Dauer nicht bleiben, der Bärenzwinger ist für so viele Bären nicht eingerichtet. Die Todesspritze stand drohend im Raum, aber die Berliner Bevölkerung und die Presse machte Druck und so konnten nach vielen Verhandlungen die Bärenkinder in den Zoo von Buenos Aires in Argentinien und in den Nationalpark in Cabarceno in Nordspanien übersiedelt werden. Dort leben unsere „Berliner Bärenkinder“ noch heute und wir als Verein halten Kontakt zu ihnen.

Der Verein Berliner Bärenfreunde e.V.

Unser Verein wurde am 10. November 1994 gegründet. Ziel unserer Mitglieder ist es die Geschichte des Berliner Bären seit 1280 zu erforschen. Wir unterstützen das für den Berliner Bärenzwinger im Köllnischen Park Bezirks- und Grünflächenamt Berlin Mitte/ Tiergarten bei der Unterhaltung und Popularisierung dieser bedeutenden Berliner Sehenswürdigkeit, dazu sammeln alles über den „Berliner Bären“. Unser Herr Bathe geht auf „Bärenjagd“ mit der Kamera. Er sucht alles in Form von Skulpturen, Reliefs, Brunnen, Firmenlogos und Fenstern, die mit dem Bären zu tun haben. Bald ist darüber auch einiges auf unserer Website zu finden.

Das war ein kurzer Abriss zu dieser kleinen Plauderei, mehr hätte den Rahmen gesprengt. Als Dankeschön gab es eine Flasche Sekt.

Anschließend in persönlichen Gesprächen gab es noch viele Fragen zu klären und die alten Postkarten vom Bärenzwinger wurden mit viel Interesse angeschaut.
Es war ein unterhaltsamer Nachmittag und alle gingen mit neuem Wissen über den „Berliner Bären“ nach Hause.

Christa Junge