Berliner Bärenfreunde e.V.

Schute ist seit einem Jahr im Bärenhimmel

Heute vor einem Jahr am 11. Oktober starb Schnute mit 34 Jahren an Altersschwäche. Sie war die erste und auch letzte lebende Stadtbärin. Schnute wurde von den Berlinern geliebt, viele Bärenfreunde brachten Ihr Obst aus dem eigenen Garten mit oder zu ihrem Geburtstag Straußeneier, Fisch, Melone, Weintrauben, auch mal Schaumküsse, die sie besonders gerne mochte.

Schnute wurde 2007 zur ersten Stadtbärin ernannt, eine sehr fortschrittliche Entscheidung. Deutschland hat eine Bundeskanzlerin, warum nicht auch eine Stadtbärin? Als Schnute starb beendet sie eine lange Ära der Bärenhaltung im Bärenzwinger im Köllnischen Park. Sie war eine ruhige und besonne, auch eine sehr liebenswerte Bärin. Sie lebt in unseren Herzen weiter. Sie und die anderen Bären wurden tausendfach fotografiert, in vielen Fotoalben werden sie noch lange an die Bären im Köllnischen Park erinnern. In jedem touristischen Berlinführer waren die Berliner Stadtbären zu finden. Viele Bärenfreunde aus aller Welt trafen sich bei den Berliner Bären im Köllnischen Park.
Dass es nach dem Ableben der Bären im Köllnischen Park keine weitere Bärenhaltung mehr geben soll, wurde schon 2008 offiziell bekanntgeben.

 

Der Berliner Bärenzwinger im Köllnischen Park

Am 17. August 1939 wurde der Berliner Bärenzwinger eröffnet.
Die ersten Bären waren Vreni (1939-1945) und Urs (1939-1945) aus Bern und Jule (1939-1945) und Lotte (1939-1971) aus dem Berliner Zoo.
Der „Geschwaderbär“ Purzel (1940-1945) kam 1941 und er komplettierte die Bärenbande im Bärenzwinger.

Auch in der schweren Zeit des zweiten Weltkrieges brachten die Berliner immer noch Futter zu den Bären, welches sie sich vom Munde abgespart hatten. Auf dem Alexanderplatz wurde Gemüse angepflanzt und mit Gewehren gegen Plünderer verteidigt, denn der Hunger der Menschen war sehr groß. Der Bombenhagel über Berlin hinterließ seine Spuren.

In den letzten Tagen des Krieges wurden vier der Bären erschossen, vermutlich bei Straßenkämpfen. Dass der Pfleger sie erschossen hat, ist eher unwahrscheinlich, da Lotte überlebt hat. Man fand sie nach Tagen völlig entkräftet unter dem zerstörten Bärenzwinger. Lotte wurde in den neu eröffneten Berliner Zoo verlegt und lebte dort bis 1971. Danach wurde der Bärenzwinger zugeschüttet.

Ein Tierhändler aus Ulm wurde 1949 beauftragt die neuen Bären für den Berliner Bärenzwinger in Bern zu kaufen, um die Tradition zur Bärenstadt Bern aufrecht zu erhalten. Er hat viel Geld für diesen Deal erhalten. Es war Betrug, anders kann man es aus heutiger Sicht nicht benennen. Der Magistrat von Berlin eröffnete am 29. November 1949 den Berliner Bärenzwinger mit Nante (1949-1979) und Jette (1949-1984). Sie wurden von der Berliner Zeitung gestiftet und kamen aus dem Leipziger Zoo, das konnte durch Recherche in Bern festgestellt werden. Nante und Jette waren die bekanntesten Bären aus dem Berliner Bärenzwinger.

Die Namen der beiden Bären wurden von Kinder vorgeschlagen und Nante und Jette wurden von ausgesuchten Kindern getauft. Jette brachte 33 Bärenkinder zur Welt. Als sie alt genug waren, wurden sie mit Pferdwagen durch die Straßen bis in den Berliner Tierpark gefahren, dort gab es Bärentaufen. Sie wurden Weltweit in Zoos vermittelt, auch in Zirkusse und einige starben.

Nur ein Bärenkind von beiden blieb im Bärenzwinger, es war Julchen (1953-1990). Nante starb 1979. Taps (1981-1990) und seine Schwester Schnute (1981-2015), aus Staßfurt kamen 1981 in den Zwinger im Köllnischen Park.

Beide bekamen Maxi (1986-2013), die erst als Max getauft wurde, sie blieb im Bärenzwinger. Taps starb 1990, sein Nachfolger wurde Tilo (1990-2007) aus Bischofswerda.

Tilo, Schnute und Maxi bekamen 1994 bärigen Nachwuchs. Es war das Bärenjahr! Eine kleine Sensation und viele Menschen wollten die Bärenkinder sehen. Es war ein Hype wie bei Knut, auch wenn es die Social Media wie heute noch nicht gab.

Schnutes Kinder waren Rieke, Atze und Piefke, Maxis Kinder waren Bärolina und Alex. Soviel Bären konnten nicht im Bärenzwinger bleiben, es war einfach zu eng. Aber niemand wollte die kleinen Bärenkinder haben. Die Todesspritze stand im Raum. Dann die Lösung. Berlin schenkte der Partnerstadt Buenos Aires die Bärenkinder Atze, Bärolina und Rieke, ein wenig bekamen später Piefke und Alex eine neue Heimat im Naturpark Cabarceno, in der Nähe der Stadt Santander in Nordspanien.

Tilo starb überraschend 2007, Maxi und Schnute blieben alleine zurück. Sie vermissten Tilo noch lange. Er hat seine Spuren hinterlassen.
Nun gab es auch mehr Platz für die beiden Bärendamen. Mutter und Tochter verstanden sich sehr gut, Futterneid gab es nicht, das bestätigen auch die Pflegerinnen. In den letzten Jahren waren viele Schulklassen bei den Stadtbären, sie malten die Bären, fragen was sie für Futter bekommen und die Pflegerinnen oder Mitglieder des Vereins Berliner Bärenfreund hielten kleine Vorträge zu den Berliner Stadtbären und dem Berliner Wappentier im allgemeinen. Seit 2008 gab es immer wieder mal Anfragen zu den Haltungsbedingungen der Berliner Stadtbären, aber sie bewegte sich im gesetzlichen Rahmen. Auch die Amtstierärzte bescheinigen den Bären Gesundheit.

2012 gab es eine Protestaktion vom BMT am Bärenzwinger, die aber wegen der anstehen Winterruhe der Bären ins Leere verlief.

Im nächsten Jahr gab es intensivere Proteste der Tierschützer, aber Bärenexperten waren gegen den Transport von Maxi und Schnute in einen Bärenpark, die Amtstierärzte hielt das ebenfalls für kritisch, den Transport könnten die Bären nicht überstehen. Maxi starb überraschend am 23. August 2013. Was wäre passiert, wenn Maxi oder Schnute beim Transport verstorben wäre?

Schnute trauerte und sie hatte den Bärenzwinger für sich alleine. Im Juni 2014 wird ihr Gehege Seniorengerecht umgebaut, sie bliebt bis zu ihrem Ende in Berlin. Am 11. Oktober 2015 musste Schnute eingeschläfert werden.

Sie ist jetzt wieder im Bärenhimmel bei Tilo und Maxi, ihrer Bärenfamilie.

Christa Junge