Bärenskulpturen im Berliner Tierpark
Jeremias Christensen (1859-1908) war ein deutsch-dänischer Bildhauer und Medailleur.
1894 beteiligte er sich an einem Wettbewerb für die Skulptur „Die Spree oder Sprea“, die in der Vorhalle des Magistratssitzungssaal im Roten Rathaus in Berlin Aufstellung finden sollte. Christensen ging an dem Wettbewerb, an dem sich 109 Künstler beteiligten, als Sieger hervor. Erschuf 1895-97 das Modell für die marmorne „Sprea“.
Der Bildhauer Ochs führte das Werk in Tiroler Marmor aus. Die Kosten sollen 23.000 Goldmark betragen haben (Baecker 1995). Am 21. März 1899 wurde die monumentale Skulptur in der Vorhalle zum Sitzungssaal des Magistrats im Berliner Rathaus aufgestellt. Es bedurfte einer Arbeit von zwei Tagen, die 140 Zentner schwere Figur an ihren zugedachten Standplatz zu bringen. Im Vestibül des Hauses wurde ein Gerüst aufgebaut, über welches man das Werk mit Flaschenzügen bis zum ersten Stockwerk hievte. Diesem „Hauptstück des Ausstattung des Raumes“ wurde dann offenbar wenig später ein Brunnenbecken aus bläulichem schlesischem Gestein vorgelegt (FD 1899).
Christensen gelang es, „den Zug der Linien seine Marmorwerkes dem Linienzug jenes Bildes in harmonischen Einklang gebracht zu haben und dabei doch völlig frei und ungezwungen zu entwickeln….“ schrieb die “Illustrierte Zeitung“.
Zusammen mit einer Unmenge weiterer Kunstwerke, gehörte die Sprea zu dem Versuch, das Rathaus zu einer Ruhmeshalle auszugestalten, um nach dem Sieg über Frankreich im 19. Jahrhundert, und der damit gestiegenen Bedeutung Berlins als Hauptstadt etwas Einmaliges zu schaffen. Das Rathaus wurde zum Ende des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört. Bei seinem Wiederaufbau nach 1950 wurden die erhaltenen Kunstwerke nicht wieder aufgestellt, sondern in Museumsarchiven eingelagert oder an anderen Orten wieder aufgebaut.
Die Denkmalpfleger des Magistrats sahen sich glücklich, mit der Eröffnung des Tierparks Berlin 1955, eine Bleibe für die „Sprea“ gefunden zu haben. Bevor die Marmorfigur an den Tierpark gegeben wurde, unterzog sie der VEB Stuck und Naturstein einer gründlichen Restaurierung (Dathe 1980). So wurden fehlende Finger und Zehen sowie die Nase wieder ersetzt und angefügt.
Zunächst fand die Skulptur einen provisorischen Standplatz südlich des heutigen Lamahauses1, am Rande des alten Baumbestandes, über die Wiesen weithin sichtbar und mit Blickrichtung zum Friedrichsfelder Schloss. Mit Fertigstellung der Lamawiesen 1966 wurde die „Sprea“ an den Platz verlegt, wo sie noch heute steht (Dathe 1966). Sie ist eine der ältesten im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde aufgestellten Plastiken.
„Diese Frauenfigur symbolisiert die Spree, die den Bären (also Berlin) mit Wasser versorgt.“
(Dathe 1980)
Quelle Wikipedia
Der künstlerische Schmuck des Tierparks Berlin 2009
MITTEILUNGEN DES VEREINS FÜR DIE GESCHICHTE BERLINS Januar 1997