Berliner Bär von Oberhausen soll Denkmal werden
Geschichte
Alt-Oberhausen. Die Skulptur im Berliner Park am Hauptbahnhof hat eine bewegte Geschichte. Sogar einen Anschlag hat der Bär schon überstanden.
Er soll an einen dunklen Tag deutscher Geschichte erinnern. Und hat mittlerweile selbst eine bewegte Geschichte hinter sich. Seit mehr als 50 Jahren blickt er auf den Oberhausener Hauptbahnhof, er hat Oberbürgermeisterin Luise Albertz kennengelernt und sogar einen Anschlag überlebt. Jetzt soll der Berliner Bär in die Denkmalliste aufgenommen werden.
Am 17. Juni 1962 wurde die Skulptur im Berliner Park aufgestellt, neun Jahre nach dem Arbeiteraufstand in der damaligen DDR, an den der Bär erinnern soll. Hunderttausende waren 1953 auf die Straßen gegangen, in Berlin und anderen Großstädten wurden Polizei- und Regierungsgebäude besetzt. Die Sowjetarmee schlug die Proteste blutig nieder.
Brandanschlag auf den Bären
Auch 1962, als der Berliner Bär in Oberhausen aufgestellt wurde, war ein historisch heißes Jahr. Erst ein Jahr zuvor hatte das DDR-Regime mit dem Bau der Berliner Mauer begonnen. Dementsprechend politisch wurde es auch bei der Enthüllung des Oberhausener Berliners. „Niemals dürfen wir uns darin beirren lassen, für das Recht auf Selbstbestimmung weiterzukämpfen“, sagte die damalige Oberbürgermeisterin Luise Albertz. In der Zeitung war am Tag nach der Feierstunde zu lesen: Luise Albertz „schilderte die Tyrannisierung deutscher Menschen unter der „Diktatur des Spitzbarts“, dessen Schandmauer einem Offenbarungseid gleich komme, die Ermordung der Flüchtlinge und die Widerstandskraft, die dennoch lebendig bleibe.“
Dass der Berliner Bär an diesem Tag überhaupt enthüllt werden konnte, war ein großes Glück. Denn in der Nacht zuvor hatten Unbekannte einen Anschlag auf ihn verübt. Die Schilfgras-Hülle des Bären wurde in Brand gesteckt. Die Skulptur war völlig verrußt, wegen der Hitze war das Material, bayerischer Muschelkalk, an mehreren Stellen geplatzt, ganze Stücke waren abgebrochen. Noch in der Nacht hatte der Bildhauer, der Alstadener Künstler Otto Waldner, mit der Reparatur begonnen. Spuren der Attacke waren dennoch bei der Enthüllung noch zu sehen. Ob die Tat politisch motiviert war, konnte nie geklärt werden. Luise Albertz sprach von „bösen Bubenhänden“, die Berliner Abgeordnete Irene Fleischhauer von „vaterlandslosen Gesellen, denen jedes Gefühl für Anstand fehlt.“
Aufnahme in Denkmalliste
Die Aufnahme des Bären in die Denkmalliste geht auf einen Antrag des Landschaftsverbandes Rheinland zurück. Die Stadt Oberhausen hat keine Einwände, der Planungsausschuss muss noch zustimmen. Der Bär sei „bedeutend für die Geschichte der Menschen und der Stadt Oberhausen. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus zeit- und nationalgeschichtlichen sowie künstlerischen Gründen ein öffentliches Interesse“, heißt es in der Begründung. Für den Bären bedeutet die Aufnahme Würdigung und Schutz: Jede geplante Veränderung, sogar Pflegemaßnahmen, müssen von der Denkmalbehörde genehmigt werden.
Nadine Gewehr
WAZ, Freitag, 16. September 2016