Berliner Bärenfreunde e.V.

Berliner Bär und Berner Bär

Aus der „Berner Zeitung“ vom 22. Oktober 2013

Bereits seit 1280 ist der Bär im ältesten bekannten Stadtsiegel von Berlin zu finden. In Wappen, Briefpapier, Logos bis zum T-Shirt ist der Berliner Bär ubiquitär und unvermeidbar. Auch einen Bärengraben, in Berlin Bärenzwinger genannt, und anatomisch dem Berner Bärengraben an der Nydeggbrücke sehr ähnlich, ist in der deutschen Hauptstadt zu finden.

Bald aber wird der Bärenzwinger von Berlin nur noch eine Reminiszenz in der Geschichtsschreibung sein. Zwar hat die Berner Zeitung erst am 30. September berichtet, dass die beiden letzten Bären bleiben dürfen. Radikale Tierschutzvereine hatten intensiv und aggressiv gefordert, dass die beiden Berliner Bären, „Schnute“ (32) und ihre Tochter „Maxi“ (27) in einen entfernten Bärenpark umgesiedelt werden müssen.

Prof. Dr. Bernd Schildger Direktor Tierpark und BärenPark, Bern

Prof. Dr. Bernd Schildger
Direktor Tierpark und BärenPark, Bern

Seitens diverser Bärenfachleute wurden Zweifel an dieser Idee geäussert. Das Narkoserisiko, die Arthrosen der Bären, die an dem Gewinn einer neuen Behausung für die Bären zweifeln lassen und die Annahme, dass Tiere in diesem Alter, als Menschen wären sie im neunten Lebensjahrzehnt, nicht verpflanzt werden sollten, führten zu einem „Bleibebeschluss“ und der oben genannten Meldung. Nun ist „Maxi“ vor kurzem gestorben und sogleich setzt die Instrumentalisierung des letzten Bären durch die Tierschutzvereine wieder ein. Das Wohl und die Würde des Tieres scheinen wieder ohne Relevanz, es geht um Selbstdarstellung und Medienpräsenz, welche sich wiederum in Spenden niederschlagen. Das Fell des letzten Berliner Bären ist in „Reichweite“. Danach wird der Bärenzwinger von Berlin kein Wahrzeichen mit lebenden Bären mehr sein, sondern ein entlebtes Baudenkmal.

Und Bern? Unser Bär ist nicht so alt wie der Berliner Bär, nur 500 jährig – aber lebendig. Die Geschichte des Bären von Bern wird sich mit dem BärenPark fortsetzen. Ein Denkmal von nationaler Bedeutung ist in moderne, tiergerechte Zeiten überführt. Die Berner Bären, „Björk“, „Finn“ und „Ursina“ führen ein tiergerechtes Leben und dürfen sie selbst sein. Und weil sie bei sich selbst sind und ihr Verhalten ausleben können, kommen die Touristen, die den Bärengraben und die Stadt wegen der Bärenhaltung im Bärengraben mieden, wieder an die Nydeggbrücke. Im dritten Jahr in Folge wurden über 1,5 Mio. Besuche am Bärenpark gezählt.

Nun wäre es doch eigentlich an der Zeit, die Idee der nimmermüden Retterin des Botanischen Gartens, Verena Gysin, anzugehen. Die „Grüne Welle von Bern“, die eigentliche Marke dieser Stadt, bietet sich an, nunmehr formuliert zu werden. Grüner Sandstein der UNESCO-Weltkultur-Altstadt, umrahmt von der blauen, sauberen Aare, die zum Schwimmen animiert und diese wiederum umrahmt vom grünem Ufer zwischen Botanischen Garten, BärenPark und Tierpark machen die Stadt weltweit einzigartig.

Zu Fuss durch die untere Altstadt, am BärenPark links, zum BoGa oder rechts zum Tierpark und danach wieder retour Richtung Hotel wäre bestimmt eine gute Möglichkeit, die magischen sechs Stunden, die es aus touristischer Sicht braucht, um in einer Stadt zu übernachten, zu knacken. Und Berlin? Vielleicht darf die Bärin ja doch noch ihren Lebensabend in Berlin verbringen; und die Berliner Politik kann sich überlegen, was die Stadt mit den Bären verliert?

Quelle: Berner Zeitung vom 22. Oktober 2013

Mit freundlicher Genehmigung:

Prof. Dr. Bernd Schildger
Tierparkdirektor
Tierpark Dählhölzli, Bern
Tierparkweg 1
CH-3005 Bern / Schweiz
www.tierpark-bern.ch