Berliner Bärenfreunde e.V.

Berliner Meilenstein an der Autobahn nach 45 Jahren wieder öffentlich zugänglich

Ehrenamtliches Bürger-Engagement und unbürokratisches Verwaltungshandeln machen es möglich

Die Freude aller Beteiligten ist groß, als der historische Berliner Meilenstein – ursprünglich 1958 südlich des Frankfurter Kreuzes bei km 499,3 errichtet – am Freitag, 25. September 2015 unweit seines ursprünglichen Standortes erneut enthüllt wird. „Wir haben nicht erwartet, dass es zum Schluss so schnell gehen würde“ meinten die beiden Initiatoren, der Frankfurter Michael Damm, Initiative Denkmalschutz für Berliner Meilensteine, und der Bad Homburger Verkehrshistoriker Reiner Ruppmann, wissenschaftlicher Redakteur der Internet-Plattform Archiv für Autobahn- und Straßengeschichte. „Aber wir haben den Ehrgeiz, mit der Revitalisierung des historischen Meilensteins einen spezifischen Beitrag zur Jubiläumsfeier ´25 Jahre deutsche Einheit’ in Hessen zu leisten“. Beide Ehrenamtliche erforschen die Geschichte solcher Relikte aus der Frühzeit der Bundesrepublik Deutschland und setzen sich nachdrücklich für deren Denkmalschutz ein. So wurde der historische Berliner Kilometerstein vom Frankfurter Kreuz zu einer Erfolgsgeschichte.

Der ehemalige Präsident des BdBFB, Herr Heico Last  sandte eine Grußbotschaft, die mit viel Beifall begrüßt wurde.

1958 veranstaltet die Stadt Frankfurt am Main vom 4. bis 11. Oktober eine „Berliner Woche“. In der westdeutschen ´Wirtschaftswunderzeit’ soll auf die schwierige Lage der geteilten Stadt aufmerksam gemacht und Fördermöglichkeiten erörtert werden. Ein Programmpunkt ist, den 50. ´Berliner Meilenstein’ an der Nord-Süd-Autobahn einzuweihen. Der Frankfurter Magistrat und das hessische Landesamt für Straßenbau bestimmen den Mittelstreifen am Südende des Frankfurter Kreuzes bei km 499,3 als Standort. Ungefähr an dieser Stelle überquerten die vom Berliner Volksmund so genannten „Rosinenbomber“ der US Airforce bei ihren rund 190.000 Flügen im Rahmen der Berliner Luftbrücke die Autobahn. Dort wird der Stein am Sonntag, 5. Oktober 1958 um 16:00 Uhr bei strahlendem Sonnenschein vom Berliner Regierenden Bürgermeister Willy Brandt (SPD) im Beisein hochrangiger Mitglieder der Senatsdelegation, dem Frankfurt Oberbürgermeister Werner Bockelmann (SPD) sowie Bürgermeister Walter Leiske (CDU) in einer feierlichen Zeremonie enthüllt und offiziell an das Land Hessen übergeben. Der hessische Ministerialrat Dienstbach reicht in Vertretung von Ministerpräsident Zinn die Verantwortung für den Meilenstein an die hessische Straßenbauverwaltung weiter. Die Gesamtkosten für diese Aktion in Höhe von rund 1.250 DM für Herstellung, Transport, Aufstellung übernimmt der Berliner Senat.

1970 steht der Kilometerstein dem ersten großen Umbau des Frankfurter Kreuzes und der Erweiterung der A 5 auf sechs Fahrstreifen im Weg. Die Straßen- und Autobahnmeisterei Frankfurt birgt ihn fachmännisch. Er erhält im Hof des gerade erst bezogenen neuen Geländes am Ortsrand von Nieder-Eschbach einen würdigen Platz. Dort wäre er sicherlich auf Dauer geblieben; doch Forscherdrang und Interesse an der Erhaltung historischer Zeugnisse der alten Bundesrepublik spüren ihn 2012/2013 wieder auf. Nach mehreren vergeblichen Anläufen stuft das Hessische Landesamt für Denkmalschutz und die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Frankfurt am Main im April 2015 den Kilometerstein als Kulturdenkmal im Sinne § 2.1 HDSchG ein. Ab da richten sich alle Bemühungen der Initiatoren darauf, das Kleindenkmal wieder sichtbar und möglichst öffentlich zugänglich zu machen.

Die Breite der Autobahn A 5 am Frankfurter Kreuz und die Höhe der Betonschutzwände am Mittelstreifen sowie der starke Kraftfahrzeugverkehr sprechen gegen eine Wiedererrichtung am früheren Standort. In unbürokratischer Zusammenarbeit mit Hessen Mobil, FRAPORT und dem Denkmalschutz fällt die Entscheidung, den historischen ´Berliner Meilenstein’ am Luftbrückendenkmal aufzustellen. An diesem bedeutenden Erinnerungsort des ´Kalten Krieges’ wird er zukünftig auf die ideellen und friedlichen Bemühungen um die Einheit Deutschlands und auf die 40 Jahre dauernde Teilung der heute geeinten Hauptstadt Berlin hinweisen.

Ohne die tatkräftige Hilfe des Hessischen Ministerpräsidenten, des Teams der Straßen- und Autobahnmeisterei Frankfurt am Main sowie FRAPORTS wäre das Projekt nicht zu realisieren gewesen. Ihnen wie auch allen Helfern, die im Stillen mitgewirkt haben, gilt unser aufrichtiger Dank. Es waren ca. 50 Personen anwesend, darunter Bürger, Politiker, Vertreter von FRAPORT und Hessen Mobil.

Archiv für Autobahn- und Straßengeschichte                  Initiative Denkmalschutz

Wissenschaftliche Redaktion                                                für Berliner Meilensteine

Dr. Dr. Reiner Ruppmann                                                      Michael Damm

Homepage: www.strassengeschichte.de                            Homepage: www.berliner-meilensteine.de

 

Im III. Quartal 2013 haben wir in unserer Vereinszeitschrift unter der Überschrift „Der Original-Berliner Kilometerstein vom Frankfurter Kreuz Beschreibung eines Zufallsfundes“ über diesen Berliner Meilenstein berichtet.

Frankfurt.

650 Kilo ist er schwer, der Berliner Meilenstein. Dank vereinter Kräfte liegt er wieder an seinem angestammten Platz, südlich des Frankfurter Kreuzes bei Kilometer 499,3, wo er am 5. Oktober 1958 von den Bürgermeistern der Städte Berlin, Willy Brandt, und Frankfurt, Werner Bockelmann, enthüllt wurde. Brandt sagte damals: „Alle Wege führen nach Berlin!“ – von diesem Standort sind es 550 Kilometer.

Der 1,20 Meter hohe und knapp 90 Zentimeter breite Meilenstein sollte auf die schwierige Lage der seinerzeit geteilten Stadt aufmerksam machen. Nachdem er 1972 im Zuge des großen Umbaus am Frankfurter Kreuz nach Nieder-Eschbach verlegt werden musste, wurde der Gedenkstein gestern – pünktlich zum 25. Jubiläum der deutschen Einheit – von Michael Damm (Initiative Denkmalschutz Berliner Meilensteine), Reiner Ruppmann (Archiv für Autobahn und Straßengeschichte), Michael Müller (Fraport VA) und Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler (CDU) am Luftbrückendenkmal wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Idee für die Berliner Meilensteine hatte übrigens der CDU-Politiker, Gerd Bucerius, der von 1949 bis 1962 im Bundestag saß. Das Meilenstein-Relief – ein das Berliner Stadtwappen symbolisierender stilisierter Bär – entwarf die Berliner Künstlerin Renée Sintenis 1954.