Berliner Platz in Gummersbach / Nordrhein-Westfalen
Jetzt ist der Bär ein Denkmal
Von Andreas Arnold
Die Plastik der Berliner Bären im Gummersbacher Stadtteil Hepel ist nach mehr als 50 Jahren rein optisch etwas in die Jahre gekommen. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung fand am 17. Juli 1962 die Einweihung der Berliner Platzes statt.
Gummersbach
Der Berliner Bär auf dem Gummersbacher Hepel ist zum Baudenkmal erklärt worden. Einem entsprechenden Antrag des Amtes für Denkmalpflege beim Landschaftsverband hat der Bauausschuss der Stadt kürzlich einstimmig zugestimmt. „Das Erinnerungsmal am Berliner Platz in Gummersbach ist ein anschauliches und gut erhaltenes Beispiel der in Stein manifestierten Solidaritätsbekundungen bundesrepublikanischer Städte und Gemeinden gegenüber Berlin und den Bürgern der DDR und hierüber ein bedeutendes Zeugnis für die Geschichte des Menschen und der Stadt Gummersbach“, heißt es in der Begründung des Landschaftsverbandes.
Das „Mahnmal der Verbundenheit“ war am 17. Juni 1962 auf dem Berliner Platz eingeweiht worden. Und damit symbolträchtig am damaligen Tag der Deutschen Einheit. Dieser Festakt hatte allerdings eine Vorgeschichte. Der Beschluss des Gummersbacher Rates vom 9. März 1962, den zentralen Platz auf dem Hepel „Berliner Platz“ zu nennen, war in Berlin auf derart viel Beachtung gestoßen, dass Gummersbach als Würdigung dieses Votums die Plastik des Berliner Bären geschenkt bekam.
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde die Plastik auf dem Hepel enthüllt. Dort waren nicht nur zahlreiche Fahnen zur Feier des Tages aufgehängt worden, auf einem großen Transparent war zu lesen „Freiheit kennt keine Mauer“. Am Festakt beteiligt waren Bürgermeister Fritz Eschmann, Landrat Reinhard Kaufmann, Oberkreisdirektor Dr. Friedrich-Wilhelm Goldbogen, zahlreiche Vertreter der Bundes- und Landesbehörden, der Schulen und Vertriebenenverbände und der Kirchen sowie der damalige Bezirksbürgermeister von Berlin-Charlottenburg, Kurt Wegner.
Dieser überbrachte in seiner Ansprache die Grüße des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Willy Brandt, und äußerte seine Zuversicht hinsichtlich der deutschen Wiedervereinigung, trotz der zunehmend verschärften politischen Lage.
In dieser Zeitung war am Tag nach der Enthüllung zu lesen, dass die Solidaritätsbekundungen Westdeutschlands nach Wegners Aussage unabdingbar seien. Diese erhielten das Bewusstsein der Bürger der DDR aufrecht, nie als Vorposten der Freiheit des Westens aufgegeben zu werden. Bürgermeister Eschmann versicherte, dass dem Berliner Bären stets Liebe und Treue sicher sein werden.
Was die Liebe angeht, so ist der Bär auch mehr als 50 Jahre nach der Enthüllung im Fokus der Bevölkerung. Die Zuneigung geht sogar so weit, dass die Statue zum Beispiel in der Weihnachtszeit in einen warmen roten Mantel gesteckt und der Bär so zum Weihnachtsmann wird. Und mit dem jüngsten Beschluss des Bauausschusses ist Gummersbach dem Versprechen Eschmanns noch einmal nachgekommen, dem Bären die Treue zu erweisen. Aber: Die Plastik selbst ist nach mehr als 50 Jahren rein optisch etwas in die Jahre gekommen. Auch die Tatzen, die der Bär einmal hatte, sind Geschichte.
Berliner Bären
Zwischen 1954 und 1989 sind vielerorts Berliner Bären in Form von Kilometersteinen, Skulpturen, Reliefs und Plastiken im öffentlichen Raum errichtet worden. Sie seien anschauliche Beispiele für Kleindenkmäler im öffentlichen Raum, deren Errichtung einen symbolisch-gesellschaftspolitischen Hintergrund hatte, heißt es in dem Schreiben des Landschaftsverbandes, der den Antrag gestellt hatte, den Berliner Bären in Gummersbach in die Liste der Baudenkmäler einzutragen. Die auf dem Hepel aufgestellte Bärenplastik wurde vom Berliner Bildhauer Professor Karl Bobek geschaffen. Bobek war, wie der LVR weiter ausführt, im Rahmen eines Künstler-Notstandsprogrammes vom Westberliner Senat beauftragt worden, vier der sogenannten „Bobek-Bären“ zu schaffen, die außer in Gummersbach im Kurpark von Bad Helmstedt, in Bochum und in Ahlen aufgestellt wurden.
Bobeks Werk beinhaltet lediglich drei tierische Darstellungen. Für die Gesamtschau sei die Erhaltung des Berliner Bären deshalb auch aus künstlerischer Sicht evident, schreibt der Landschaftsverband. (ar).
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, Oberbergischer Anzeiger, Kölnische Rundschau (14. Oktober 2016)