Berliner Platz mit Berliner Bär von Lilly Voigt
Melsungen – Berliner Platz mit Berliner Bär von Lilly Voigt
Melsungen / Hessen
Am 17. Juni 1962 gab es eine Feierstunde am Berliner Platz in Melsungen.
Durch den Bau der Berliner Mauer am 17. August 1961 habe das Leid und Not der Menschen die auf beiden Seiten der Grenze leben unerträglich gemacht, sind doch die Hälfe miteinander verwandt und sie können sich nicht mehr sehen. Diese Verwandten wohnen teils in West – oder Ostberlin. Seit dem Bau der Mauer sind diese menschlichen Bande völlig zerrissen.
Bürgermeister Otto Dannenberg hatte im Beiseins des Vertreters der Stadt Berlin, den Berliner Bezirksstadtrat Walter Jaroschewitz, sowie des Landrates Franz Baier und einer Reihe von Kommunalvertretern von Stadt und Kreis Melsungen die Namensgebung des Platzes vorgenommen. Das Stadtoberhaupt enthüllte unter dem Beifall von 300 Kundgebung-steilnehmern ein Namensschild mit der Aufschrift „Berliner Platz“.
„Berlin wird Melsungen nie vergessen“ betonte der Bürgermeister in seiner Ansprache und versicherte, dass mit dem Namen „Berliner Platz“ Melsungen seine Verbundenheit mit der ehemaligen Reichshauptstadt zum Ausdruck bringen wolle.
Abb. mit freundlicher Genehmigung Bürgermeister Markus Boucsein
„Wir würden lieber heute als morgen Berlin wieder als Hauptstadt von ganz Deutschland sehen“ führte Dannenberg weiter aus.
Dann sprach der Kreisvorsitzende des Bundes der Berliner und Freunde Berlins (BdBFB) Hans Groening, Melsungen. Er dankte der Stadt Berlin herzlich dafür, dass sie den „Berliner Platz“ geschaffen habe, der gleichzeitig auch daran mahnen soll, dass in Mitteldeutschland 17 Millionen Menschen wohnten, die nicht an der lebendigen Demokratie teilnehmen könnten. Sehr erfreut über die Namenänderung äußerte sich der Vertreter der Stadt Berlin, der Sprecher der Feierstunde zum „Tag der Deutschen Einheit“.
Er ging bei seinen Darlegungen von dem Marsch der Hennigsdorfer Arbeiter vor neun Jahren zur Zonenregierung aus Die Arbeiter hätten ihrer Not damit Ausdruck geben wollen und zwar nicht nur ihrer Materiellen Not, sondern sie hätten gegen das System der Unfreiheit protestiert.
Von der vor 308 Tagen errichteten Berliner Schandmauer sagte der Redner, gebe es kein Zweifel darüber, dass die Mauer als Grenze für endgültig angesehen werde.
Es sei deshalb die Verpflichtung jedes einzelnen, immer wieder sich der Situation der Brüder und Schwestern in Mitteldeutschland bewusst zu werden, und immer wieder für die gesamte deutsche Einheit und Freiheit im gesamten Vaterlande einzutreten.
Quelle 18.06.1962 Melsunger Tageblatt
Das Berliner Hilfswerk ruft zu Spenden auf
Mit einer ersten Spende folgte der Melsunger Bürgermeister Dr. Erhart Appell im Rathaus dem Aufruf des Hilfswerks Berlin, die Arbeit finanziell und auch durch Freiplätze zu unterstützen. Wie der Kreisvorsitzendes des BdB Lothar Ohlberg bei dieser Gelegenheit sagte, so soll vielen Berliner Kindern und Jugendlichen wieder ein Ferienaufenthalt in der Bundesrepublik ermöglicht werden. Alte und vereinsamte Menschen sollen durch vielseitige Hilfe spüren, dass sie an ihrem Lebensabend nicht allein auf sich gestellt sind.
Die Familiendörfer des Hilfswerks warten auf den Besuch von mehr als 4.000 Berliner Familien. Der BdB werde sich mit einer Spendenliste an die Städte, Gemeinden, Verbände der Wirtschaft und an die Sozialpartner wenden. Der Melsunger Bürgermeister begrüßte die Aktion, forderte aber gleichzeitig dazu auf, nicht nur finanzielle Hilfe zu leisten, sondern auch, wenn möglich auch ein Berliner Ferienkind aufzunehmen.
Quelle 6.02.1980 Melsunger Allgemeine
Die Bärenskulptur am Berliner Platz wurde in den 1970er Jahren aufgestellt und ist ein Abbild des Bären am früheren Kontrollpunkt Staaken in Berlin-Spandau.
Der Berliner Bär wurde von der Bildhauerin Lily Voigt (1914-2000), sie wurde in der Schweiz geboren, geschaffen. Themen wie Mitmenschlichkeit, Mitverantwortlichkeit und Liebe wollte sie mit ihren Kunstwerken visualisieren.
Melsungen unterhielt viele Jahrzehnte lang freundschaftliche Beziehungen mit dem Berliner Stadtteil Spandau.
Die Stadt Melsungen hat Berliner Kinder und Familien der geteilten Stadt Berlin Ferienplätze zur Verfügung gestellt und die Feriendörfer des Hilfswerks unterstützt.
Bären von Lily Voigt wurden in Melsungen, Berlin Staaken, in Siegen und in Weißenstadt aufgestellt. Als Dankeschön von den Spandauern für die Unterstützung des Berliner Hilfswerks bei Ferienplätzen für Kinder und Familien. Die feste Freundschaft hielt über viele Jahre.