Berliner Bärenfreunde e.V.

„Birds and Buoys“ 09.04.-13.06.2021

Pressemitteilung

Ausstellung mit Nadja Abt, Barbara Marcel

Am 9. April 2021 eröffnete im Berliner Bärenzwinger Berlin die Doppelausstellung „Birds and Buoys“ mit Arbeiten von Nadja Abt und Barbara Marcel.
Die Ausstellung lässt zwei langjährige künstlerische Recherchen miteinander reagieren. Aus feministischer und querer Perspektive beschäftigen sich die ortsspezifischen Interventionen mit der transatlantischen Arbeits- und Kulturgeschichte von Schifffahrt und Bergbau. Die Arbeiten beziehen sich gemeinsam auf Architektur und Geschichte des Bärenzwingers sowie auf dessen unmittelbare Nachbarschaft mit historischem Hafen, Marinehaus und brasilianischer Botschaft.
In Anlehnung an Texte des Schriftstellers, Philosophen und Kulturtheoretikers Édouard Glissant entwirft Nadja Abt ein „Ship of Relation“. Dabei wird die Metapher „Schiff“ als männlich dominierter Raum umgedeutet zu einem Ort feministischer Narrative und einer Vielheit an Beziehungen. In Anlehnung an Glissants „Our boats are open, and we sail them for everyone“ (Unsere Boote sind offen und wir segeln sie für jede*n) betrachtet Abt das Schiff mit seiner Frauschaft als verbindungsschaffende Metapher im postkolonialen Diskurs. Die Künstlerin bezieht konkrete Elemente der Seefahrt, wie Taue, Bojen oder Segel in ihre Gestaltung ein und verwandelt den Bärenzwinger in einen Schiffskörper. In drei fiktiven Erzählungen, die auf Bootsfendern im Ausstellungsraum zu lesen sind, berichten die Stimmen an Bord über die Absicht und Hintergründe ihrer Reise.

Barbara Marcels Filminstallation „Golden Tone“ entspringt einer Recherche über die historische Kulturlandschaft des westlichen Harzes in Deutschland, in der viele der Bergbautechnologien der Mineralbodengewinnung zuerst entwickelt und dann in die ganze Welt exportiert wurden. Neben ihrer essayistischen Form reflektiert die Arbeit die Überschneidungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieser anthropogenen Landschaft durch die besondere Geschichte der Zucht, der Ausbildung und des Handels von Kanarienvögeln in der Region. In einer Videoassemblage aus Händen und Maschinen, Silber und Serinetten (Vogelorgel), verseuchten Schwermetallhügeln und fallenden Fichten, touristischen Touren und intimen Interviews enthüllt die ikonische Landschaft des deutschen Harzes allmählich ihre vielen hybriden Schichten.
Die Ausstellung „Birds and Buoys“ eröffnet das Programm Bricolage und damit eine Reihe von Recherchen zur weniger sichtbaren Gegenwart und Geschichte des Bärenzwingers.

Bärenzwinger, Im Köllnischen Park, 10179 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 12 – 18 Uhr | Der Eintritt ist frei.
Der Bärenzwinger ist barrierefrei erreichbar. Gäste mit Kommunikations- bzw. Assistenzhilfebedarf melden diesen bitte unter der Rufnummer (030) 9018 37461 oder per E-Mail an: info@baerenzwinger.berlin
Medienkontakt:
Fachbereich Kunst und Kultur: Evelyn Gregel, Tel. (030) 9018 37461

Künstlerinnen
Nadja Abt
Nadja Abtist Künstlerin und Autorin und lebt zwischen Berlin und Lissabon. Abt studierte Literatur und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin sowie Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin und der Universidad Torcuatodi Tellain Buenos Aires. In ihren Performances, Videos und Malereien konstruiert sie feministische Narrative, die sich auf die Literatur- und Filmwelt beziehen. Sie ist Teil des Künstlerkollektivs Michelle Volta. Zuletzt zeigte sie Arbeiten und Performances u.a. in KW-Institutefor Contemporary Art, Berlin, Haus der Kulturen der Welt, Berlin, Pivô, SãoPaulo, Casa Triângulo, São Paulo.

http://www.nadjaabt.net

Barbara Marcel
Barbara Marcel ist Künstlerin und Filmemacherin. Marcel hat in Rio de Janeiro Filmwissenschaften studiert, hält einen MA vom Institut Art in Contextander Universität der Künste Berlin und ist derzeit Doktorandin an der Bauhaus-Universität Weimar als Forschungsstipendiat in der Heinrich-Böll-Stiftung. Ihre Videoinstallationen und Publikationen sind oft Collagen und Essays aus gefundenen und produzierten Bildern, die auf der Geschichte von Kolonialitäten basieren, aber auch das Experimentieren mit neuen ökologischen Beziehungen, Denk- und Praxisprozessenvorschlagen. Ihre Arbeiten wurden u.a. im ZKM, Karlsruhe;
Galeria Metropolitana, Santiago de Chile; Savvy Contemporary Berlin; Broad Art Museum, Michigan; Espacio Pla, Buenos Aires; Haus der Kulturen der Welt, Berlin; Ce Nak – Zoologisches Museum Hamburg; V240, Amsterdam; Athens Biennale; Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig und Galeria Marta Traba; Fundação Memorialda AméricaLatina,São Paulo gezeigt.

https://www.barbaramarcel.com.br

Bärenzwinger Historisches
Bis zu jenem Tag im Herbst 2015, an dem Schnute, die letzte weibliche Stadtbärin eingeschläfert wurde, beherbergte der Bärenzwinger für fast achtzig Jahre mehrere Generationen von Braunbären, dem Berliner Wappentier.
Der Bärenzwinger wurde am 17. August 1939 mit den vier Bären Urs, Vreni, Lotte und Jule offiziell eröffnet. Urs und Vreni kamen aus dem weltbekannten Berner Bärengraben und waren Geschenke der Stadt Bern anlässlich der 700-Jahrfeier Berlins im Jahr 1937.
Das ursprünglich als Stadtreinigung erbaute Gebäude im Köllnischen Park, war vom Berliner Architekten Georg Lorenz zum Bärenzwinger um- und ausgebaut worden. Eingebunden in eine fast achtzigjährige bewegte Stadtgeschichte stand der Bärenzwinger zweimal vor dem Aus. So kamen alle Bären bis auf Lotte während des Krieges um und der Bärenzwinger selbst wurde verschüttet. Das Areal wurde dank des Einsatzes von Bürger*innen vom Schuttbefreit und am 29. November1949 mit den Bärinnen Nante und Jette wieder eröffnet.

Der Erhalt des im Ostteil der Stadt gelegenen Bärenzwingers stand kurz nach dem Mauerfall angesichts seines schlechten baulichen Zustandes erneut zur Debatte, bis private Spendeninitiativen seine Restaurierung in Gang brachten. Seit etwa den Nullerjahren regte sich wiederum aufgrund von Zweifel am Wohlergehen der Tiere zunehmend Widerstandgegen die Haltung von Bären in dem Areal.
Die tierschutzrechtliche Kritik veranlasste schließlich den kommunalen Beschluss, dass nach dem Tod von Schnute keine weiteren Bären in den Zwinger einziehen würden.

Kulturstandort
Durch die Übertragung des Fachvermögens an das Amt für Weiterbildung und Kultur und die Bereitstellung von Fördermitteln durch spartenübergreifende Förderung ist es möglich, im Baudenkmal Bärenzwinger Ausstellungen und Veranstaltungen, Vorträge und Diskussionen durchzuführen.
Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen werden vor Ort ihre Ausstellungsideen entwickeln und in schrittweisen und behutsamen ortsspezifischen Interventionen und Rauminstallationenpräsentieren.
Organisiert wird das Kulturprogramm des Bärenzwingers von jungen Kuratorinnendes FachbereichsKunst, Kultur und Geschichte Mitte, die für den Zeitraum ihres wissenschaftlichen Volontariats den Bärenzwinger als Ort der Praxis und des Lernens zur Verfügung gestellt bekommen. Damit hat das Amt für Weiterbildung und Kultur nach fast 2-jährigem Leerstand die Verantwortung für ein Kulturdenkmal übernommen, das sich durch das Berliner Wappentier über 80 Jahre zu einem stadträumlichen Anziehungspunkt mit hohem Bekanntheits- undSympathiewerten twickelthat. Die immense identitätsstiftende Wirkung des Bärenzwingers bei Berliner Bürgerinnen ist deshalb auch von beispielhaftem Wert, sowohl für die künftige Stadtgestaltung im Bereich der nördlichen Luisenstadt als auch jener nahegelegenen historischen Berliner Mitte, derer sich das Bezirksamt nun angenommen hat. Ziel ist es, den Standort als öffentlichen, kulturellen Lern-undLehrort sowie Wissensplattform für Stadtkultur zu entwickeln.
Zusätzlich sollen durch Ausstellungen, Workshops und Veranstaltungen Bezüge zur kulturellen Stadtgestaltung, Berlingeschichte und Gegenwartskunst hergestellt und vermittelt werden.

Kontakt | Contact
Bärenzwinger Rungestr.30 10179Berlin +4930901837461
info@baerenzwinger.berlin
www.baerenzwinger.berlin
facebook.com/baerenzwinger.berlin
instagram.com/baerenzwinger.berlin
Öffnungszeiten Dienstag-Sonntag,11-19Uhr
Eintrittfrei

Verkehrsverbindungen U8 Heinrich-Heine-Straße
U2 Märkisches Museum U+S Jannowitzbrücke Bus165,265,248
Der Bärenzwinger ist barriere frei erreichbar.
Gäste mit Kommunikations-bzw.Assistenzhilfebedarf
melden diesen bitte an unterRufnummer(030)901837461 oder perE-Mailan info@baerenzwinger.berlin
Bezirksamt Mitte von Berlin Amt für Weiterbildung und Kultur Fachbereich Kunst,
Kultur und Geschichte Mathilde-Jacob-Platz 110551 Berlin
Fachbereichsleitung Dr.Ute Müller-Tischler
Künstlerisches Leitungsteam :

Lara Huesmann, IsabelJäger, Katja Kynast, Annika Maus, Malte Pieper, Lusin Reinsch, Maja Smoszna
Grafik: Viktor Schmidt
Produktion: Ulrike Riebel
Produktionsassistenz: Juan Pablo Nazar, David Reiber Otálora
Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur
und Europa, Fonds für Ausstellungsvergütungen und Ausstellungsfonds