Der Berliner Bär an der Stadt- und Landesgrenze Berlin in Staaken
Berliner Bär von Lily Voigt in Staaken
Im Jahr 1967 beauftragte die Bezirksverordnetenversammlung Spandau das Bezirksamt, auch für die Kontrolle Staaken an der Heerstraße einen Berliner Bären anzufertigen und aufstellen zu lassen. Die Bildhauerin und Malerin Lily Voigt, Mitglied der ACCADEMIA INTERNATIONALE „LEONARD DA VINCI“ ROMA, erhielt den Auftrag, eine entsprechende Skulptur herzustellen. Als Material wählte Frau Voigt Spezialbeton.
Am 10. April 1968 wurde der Berliner Bär in Anwesenheit der Künstlerin und vieler Gäste an der Kontrollstelle Staaken von Bezirksbürgermeister Dr. Herbert Kleusberg enthüllt und der Öffentlichkeit übergeben. Zweimal wechselte dieser Bär seinen Standort. Nach Abschluss des Viermächte-Abkommens über Berlin am 3. Juni 1972 und der Neugestaltung der Grenzabfertigungsanlagen in den Jahren 1972 bis 1975 wurde er an die zur Zonengrenze gewordenen Demarkationslinie zwischen dem britischen Sektor Berlins und dem unter sowjetischen oder DDR-Verwaltung stehenden West-Staaken in Höhe der einmündenden Bergstraße und nach der Wiedervereinigung 1989/1990 an die ursprüngliche Stadt- und Landesgrenze Berlins umgesetzt, wo er heute auch noch steht.
Gleichfalls von Lily Voigt auch gleichem Material ähnlich geschaffene Bären sind von dem Schullandheim Spandau des Gemeinnützigen Schullandheimwerks Spandau e.V. in Weißenstadt im Fichtelgebirge (1970), in der Spandauer Partnerstadt (1975) und wohl etwas später in der Stadt Melsungen als Symbol und Dank für die Unterstützung der Menschen in Westdeutschland für das um seine Freiheit kämpfende Berlin aufgestellt worden.
Die danach aus den unterschiedlichsten Materialien geschaffenen und überall in Berlin anzutreffenden Bärenplastiken, bis zu den so genannten Buddy Bären, dienen überwiegend der Berlin-Werbung, oder kommerziellen Zwecken, wenn sie nicht als Kunst am Bau zusammen mit einem Gebäude oder sonstigem Bauwerk als schmückende Bauwerk geschaffen worden sind.
An der Grenzkontrolle Staaken (Straße), es gab auch noch die Grenzkontrolle Staaken (Bahn), erinnert außer dem Berliner Bären nur noch das Gebäude südlich der Heerstraße, in dem heute der „AK Spandauer Künstler“ und die „Bruno-Bürgel -Sternwarte e.V.“ tätig sind.
Auf der anderen Straßenseite seit 1956 ansässige „Hamburger Rollkrug“ musste nach dem Fall der Mauer 1991 der Straßenerweiterung weichen.
Wenden wir uns aber wieder der Künstlerin Lily Voigt zu, die wegen der von ihr geschaffenen Bären im Bekanntenkreis auch „Bärenmutter“ genannt wurde.
Gefördert durch die Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Spandau und dem Gemeinnützigen Schullandheimwerks Spandau e.V. zog es Lily Voigt in das Fichtelgebirge, nach Weißenstadt, wo sie fortan wohnte und ihr durch Vermittlung des Spandauer Volksbildungsstadtrat und Vorsitzenden des Schullandheims Alfred Blödorn von der Grasyma GmbH eine nicht benötigte Werkhalle als Atelier überlassen wurde.
Neben einigen Aufträgen aus dem Landkreis Wunsiedel stellte sie hier für das Schulzentrum Bocksfelde in der Jacobstraße mit der Gottlieb-Daimler- Oberschule und der Wilhelm-Maybach-Oberschule als ihr letztes Kunstwerk für den Bezirk Spandau eine Pferdegruppe her, der nach der Inbetriebnahme beider Schulen (nach 1969) aufgestellt wurde.
Frau Lily Voigt sprach kaum über ihre Herkunft, ihr Studium und ihre künstlerische Entwicklung. Als ihr die Aufträge für künstlerische Arbeiten nicht mehr vermittelt werden konnten, verließ sie Weißenstadt mit unbekannten Ziel.
Wie wir jetzt wissen, ist die Künstlerin 1914 in der Schweiz geboren, nach etlichen Zwischenaufenthalten in das Bundesland Baden-Württemberg, wo sie im Jahr 2000 in Jockgrim wie gesagt wird: verarmt, gestorben ist.
Notizen zur Spandauer Geschichte, Band 1, 2010
Bildnachweis: Gerhard Hinz 2004 (Nachweis Heimatkundlicher Verein 1954 e.V. Spandauer Geschichtsverein)
Der Berliner Bär in Staaken von Lily Voigt
Unser Verein sucht seit vielen Jahren Berliner Bären weltweit. Nach ausführlicher Recherche, die bei einigen Bären auch schon einmal über ein Jahr dauert und die auch heute nicht beendet ist, stellen wir sie auf der Website des Vereins, genau wie in unserer Vereinszeitung „Der Berliner Bär“ vor. Nur durch die Unterstützung vieler Mitarbeiter der Städte und Gemeinden, aus den Archiven und Presseabteilungen, manchmal auch der Bürgermeister, Vereine und Heimatforscher gelingt es uns, Ihnen die einzelnen Berliner Bären und Berliner Meilensteine mit Renée Sintenis Bären, Inschrift BERLIN und die Anzahl der km nach Berlin, so detailreich vorzustellen. Dafür unseren herzlichen Dank an dieser Stelle.
In der Ausgabe des I. Quartals 2022 konnten wir mit Unterstützung der freundlichen Mitarbeiter der Presseabteilung, des Bürgermeisters und des Archivs, den Berliner Bären von Liiy Voigt in Melsungen vorstellen.
Die Bärenskulptur am Berliner Platz wurde in den 1970er Jahren aufgestellt und ist ein Abbild des Bären am früheren Kontrollpunkt Staaken in Berlin-Spandau.
Wir suchen etwas über die Künstlerin, weil Sie für den Stadtbezirk Berlin-Spandau insgesamt vier Berliner Bären gefertigt hat. Drei wurden als Dankeschön von
Berlin-Spandau an die Städte Melsungen/ Hessen, Siegen/ Nordrhein-Westfalen und Weißenstadt/ Bayern weitergegeben.
Dort hat man sich in den Zeiten des kalten Krieges der Kinder und Familien angenommen und hat ihnen in diesen drei Städten eine wunderbare Ferienzeit erleben lassen. Es entstanden in über fast 50 Jahren Freundschaften, die teilweise bis heute halten.
Christa Junge
Der Berliner Bär, Heerstraße 691 in Berlin-Spandau OT Staaken ist unter der
Obj.-Dok.-Nr. 09080600 als Denkmal eingetragen.
Quelle: LDA Berlin