Berliner Bärenfreunde e.V.

Der Berliner Bär von Hildebert Kliem in Reykjavik/ Island

Der Berliner Bär kam 1967 nach Island und war ein Geschenk der Berliner an die Hauptstadt Reykjavík. Auf eine Anregung des Bundes der Berliner und Freunde Berlins (BdBFB) entschloss sich der Berliner Senat zu diesem Freundschaftsgeschenk, aber es war kein Geringerer als Willy Brandt, der den Berliner Bären am 24. Juni 1967 in Reykjavík enthüllte.

Willy Brandt war damals Außenminister der BRD, nachdem er zuvor von 1957 bis 1966 Bürgermeister von West-Berlin war. In der Zeit vom 23.-25. Juni 1967 war er in Reykjavik um u.a. mit Premierminister Benediktsson Gespräche zu führen. Der Berliner der Bär erhielt seinen Platz in Hljómskálagarður Park.
Der Berliner Bär steht auf einem rechteckigen Marmorsockel, mit einer Plinthe und der Inschrift BERLIN, mit der Entfernungsangabe 2380 km nach Berlin.

Bevor der Berliner Bär nach Island kam, fertigte man 1967 einige Bronzeabgüsse der Skulptur, unter anderem für das Rathaus Berlin-Wilmersdorf und der Insel Helgoland, an. Zeitgleich mit diesen Bären entstand der Bär in Ihme-Roloven.

Der Berliner Bär, der 21 Jahre in einem schönen Park seinen Platz in Hljómskálagarður hatte, wurde an die Ecke von Sóleyjargata und Skothúsvegur verlegt. Er steht vor dem Gebäude, das den Regierungssitz und das Büro des Präsidenten von Island beherbergt. 1996 zog das Büro dorthin und es mussten neue Flaggenständer errichtet werden.

Der Berliner Bär musste erneut weichen. Er verbrachte ein ganzes Jahr in den Archiven des Reykjavík Art Museum, bekam dann aber ein dauerhaftes Zuhause direkt vor der deutschen Botschaft bei Hellusund und des Vereinigten Königreichs. Hoffentlich bleibt er so lange wie möglich stehen und erinnert uns weiterhin an die Freundschaft zu den Berlinern.

Willy Brandt war 1991 noch einmal in Reykjavik, zu der Tagung der Nato-Minister. Er fand die Zeit den Berliner Bären an der Ecke Sóleyjargata / Skothúsvegur zu besuchen.
Es ist in diesem Jahr genau 55 Jahre her, das Willy Brandt zu einem offiziellen Besuch nach Island kam und den Berliner Bären enthüllte.

Quelle
Sven Haarmann,
MA, Friedrich-Ebert-Stiftung,
Archiv der sozialen Demokratie in Bonn

Die Zeit des kalten Krieges

Im Jahr 1954 hatte der Bundesbeauftragte für die Förderung der Berliner Wirtschaft, Gerd Bucerius, die Idee, alle 100 km auf den Autobahnen Kilometersteine mit dem von Renee Sintenis gestalteten Bärenmotiv mit Km-Angabe aufzustellen.
Der Bund der Berliner und Freunde Berlins (BdBFB), ehem. Präsident Heico Last, von 1951 bis 1998 mit tausenden von Mitgliedern in ca.160 Städten und Gemeinden der „BRD“ vertreten, nahm diese Idee auf
und sorgte zusätzlich für die Verbreitung der als Solidaritäts- und Erinnerungszeichen verstandenen Meilensteine in den Städten und Gemeinden der Länder Westdeutschlands.
Bucerius, der die Berliner Kilometersteine mit dem Bären der Berliner Bildhauerin Renée Sintenis (1888-1965) ins Leben gerufen hatte (s. Ralf Dahrendorf, Gerd Bucerius und seine Zeit, S. 132), konnte diese – finanziert aus Bundesmittelnden Städten zur Verfügung stellen, die Berliner-Meilensteine aufstellen wollten.
In Zusammenarbeit mit dem Berliner Senat, der zur Einweihung Repräsentanten in die Städte entsandte, den Gemeinden und den Ortsvereinen des BdBFB wurden so bis in die 80er Jahre hinein über 140 solcher Berliner-Meilensteine (BM oder Km Steine) in der BRD aufgestellt.
Nach der Wende, vollzogener Wiedervereinigung und dem Umzug eines Teils der Regierung nach Berlin ging die Aufmerksamkeit gegenüber den einstigen Symbolen der Solidarität mit dem geteilten Berlin zurück. Die Berliner- Meilensteine und Berliner Bären mussten in zahlreichen Fällen bei Umbaumaßnahmen entfernt werden und verschwanden zum Teil auf Bauhöfen, Schuttabladeplätzen oder anderen Lagerstätten, ohne dass dies dokumentiert wurde.
Die Bevölkerung ist sensibler für die Geschichte geworden und fordert ihre Städte und Gemeinden auf, die schon entfernten Gedenksteine wieder aufzustellen.

Bei der Suche nach dem Verbleib dieser Steine hat Michael Damm festgestellt, dass für nur etwa 5 % der Objekte Denkmalschutz bestand. Der Rest, also mehr als 140 bekannte und weitere ungezählte Berliner Meilensteine sind nicht inventarisiert worden, die Suche nach ihrem Standort oder Verbleib,
wenn verschwunden, gestaltete sich schwierig. Es ist dem Spender der Steine überlassen, ob der Bär aus dem Stein herausgearbeitet oder als Skulptur auf einem Sockel, mit oder ohne Km-Angabe ist. Wichtig ist der Bezug zu Berlin in der Zeit von 1953-1989.
Wir als Verein arbeiten eng mit Michael Damm, Dr. Dr. Reiner Ruppmann und Frank Klötgen zusammen. Im 61sten Jahr des Mauerbaus und in Gedenken des Aufstandes des 17. Juni 1953 ist es unerlässlich, sich mit der Geschichte der ehemaligen geteilten Stadt Berlin und eines geteilten deutschen Landes auseinanderzusetzten. Dazu gehört für uns zu helfen, die steinernen Symbole dieser Zeit zu erhalten und zu schützen!

Christa Junge

Interessant wurde der Berliner Bär für die Isländer noch einmal, als 1995 in Berlin Christo den Berliner Reichstag verhüllte.

Der Verhüllte Reichstag war ein Kunstobjekt des Künstlerehepaars.

Christa und Jeanne-Claude. Im Rahmen des Projektes, dessen Realisierung von 1971 bis 1995 dauerte, wurde das Reichstagsgebäude in Berlin vom 24. Juni bis zum 7. Juli 1995 vollständig mit einem speziellen Gewebe verhüllt, welches silbern glänzte. Also – mein Mann und ich waren live dabei, wir waren verzaubert von dem Anblick des „silberglänzenden“ Berliner Reichstag!

Das war ein riesengroßes Ereignis für die Stadt, Menschen fuhren in die City von Berlin, es war voll, aber es herrschte eine ganz besondere, positive Stimmung. Es war sehr warm, und die Sonne schien. Musiker saßen an der Erde und machten Musik, die Besucher blieben stehen und lauschten ihnen.

Was hat das alles mit dem Berliner Bären in Reykjavik zu tun?

Das ist schnell erklärt.

Am 17. Juni 1995, dem Unabhängigkeitstag Islands, begann der Künstler Christo mit der Verhüllung des Reichstagsgebäudes in Berlin.

Drei junge Künstler kommen beim Frühstück auf eine Idee. Mitten in den Feierlichkeiten am 17. Juni um 4 Uhr morgens traten sie in die Fußstapfen des bulgarischen Landschaftsmalers Christo, um den Berliner Bären an der Ecke Sóleyjargata und Skothúsvegur zu verhüllen.

Die Künstler(in) Karola Schlegelmilch, Akiko Hada und Wolfgang Müller verhüllten den bronzenen Berliner Bären von Hildebert Kliem, der die Solidarität zwischen den beiden Hauptstädten symbolisiert. Auch in Reykjavik war am Wochenende viele Menschen unterwegs, allerdings um den isländischen Unabhängigkeitstag zu feiern. Die Aktion der drei jungen Künstler kam sehr gut an: Touristen und Einheimische ließen sich neben dem Berliner Bären fotografieren, einige davon in traditioneller Tracht.

Die 80 cm hohe Figur blieb zur großen Freude der Touristen zwei Tage lang verhüllt. Müller & Co. kümmerten sich nicht um Verhandlungen mit Institutionen. Natürlich mit einem Augenzwinkern.

Die genauen Angaben zu Müllers Wickelaktion: Vorbereitungszeit 2 Tage, Material: 1 Bettlaken, 1 Rolle Synthetik Schnur. Ausführungsdauer: 32 min. Kosten: 28,50 DM. Richtig ist allerdings, dass die Berliner Künstler die Aktion aus eigener Tasche bezahlt haben. Atmosphäre: wunderbar. Reykjavík lässt Berlin grüßen!

Quelle – Morgunblaðið, 20. Juni 1995

Mánudags Pósturinn 19. Juli 1995