Der nächste Act
»My Fiction and You«
Der nächste Termin für eine Kunstaktion im Bärenzwinger war fällig; am Donnerstag, dem 7. November 2019 wurde die Ausstellung »My Fiction and You« eröffnet.
Sie untersucht, wie Fiction und Imagination zum Bestandteil der eigenen Realität werden und inwiefern diese kollektiviert werden und sich zum Teil des sozialen Umfeldes entwickeln.
In einem der „Bärengehege“ war eine Wohnung nachempfunden; ein Wohnzimmer mit Tapete, Tisch, Stühlen und einem Fernseher. Der gedachte Hintergrund dazu: die Lage auf dem Wohnungsmarkt hat sich auch mit dem Mietendeckel nicht entspannt und so kamen Investor*innen und Immobilienmakler*innen umgehend auf die Idee: wir machen jetzt auch neue Objekte bewohnbar. Kulturstandorte sollten doch auch zu Luxuswohnraum umfunktioniert werden, denn Institutionen der Kunst und Kultur gehören längst zu den Relikten zivilisatorischer Vergangenheit. Diese Version verfolgt Andy Kassier in der Rolle des Provokateurs, dem jedes Mittel Recht ist, grenzenlos Profit herauszuschlagen.
Eigentlich sehr bizarr, aber wenn man sich damit beschäftigt: es ist durchaus denkbar, denn so hätte der Senat/ das Bezirksamt keine Probleme mit der Denkmalpflege, der „Bespielung“ des Kulturobjektes. Aber wohl gemerkt; es ist nur ein Gedankenspiel.
Ein anderes Kunstobjekt ist ein großer Glascontainer. Man sieht hinein und erkennt nur den Naturboden des Außengeländes, aber es spiegeln sich auch die Bäume, Blätter und man sieht sich selbst. Auch in den Seitenflächen sieht man sich selbst Laufen oder Stehen. Es scheint so, als ob sich im Glaskontainer alles aus der Umgebung sammmelt und es an einigen Stellen fokussiert.
Andere Ausstellungsexponate waren auf der Basis der 3D Technik und von der digitalen Gegenwart geprägt. Mit den Tabletts konnte man auf „Postkarten“ „klicken“ und die wurden zum neuen Leben erweckt. Eine Tarotspiel zerlegte sich in einzelne Karten, ein Essensbild zeigte, wie man die Speise zubereitet.
Leider konnte ich diese Objekte nicht genießen, da ich dazu passende Technik nicht besitze. Dieser Teil der Ausstellung war also (im wahrsten Sinne des Wortes) nichts für mich. Aber das jüngere Publikum war begeistert und es war ihnen auch egal, das die Eröffnung wieder mal auf sich warten ließ. Statt 19 Uhr: um 19:40 Uhr wurden die Reden geschwungen und es ging offiziell los. Mich freut es jedes Mal wenn eine Aktivität im Bärenzwinger stattfindet, aber ich muss ja nicht jede gut zu finden. Aber ich war da und habe mich in der Welt der „neuen“ Kunst versucht zurechtzufinden.
Sigrid Schuldt