Berliner Bärenfreunde e.V.

Erinnerungen an Stadtbär Tilo

Tilo wurde am 6. Januar 1990 in Bischofswerda geboren. Seine Mutter war Olympia und sein Vater Mischa. Im August 1990 kam er im Alter von wenigen Monaten zu den beiden Bärendamen Maxi und Schnute in den Bärenzwinger am Köllnischen Park. Deren Partner Taps war nach schwerer Krankheit am 15. Mai 1990 verstorben.

Berliner und Besucher der Stadt erlebten das Wachsen und Gedeihen dieses wunderbaren Bären. Da er von Frau Kutzner mit der Hand aufgezogen wurde, gab es viele schöne Begebenheiten mit den Bären. Viele erinnern sich daran, dass zu dieser Zeit die beiden Pflegerinnen Frau Kutzner und Frau Gnad noch mit auf die Freiflächen gehen konnten, das ist heute natürlich nicht mehr möglich. Aber damals waren die Bären noch klein und knuddelig.

Tilo hatte ein aufregendes Leben. 1991, kurz nach dem Mauerfall sollte der Bärenzwinger geschlossen werden. Der neue Tierparkdirektor lehnte es ab, den Bärenzwinger weiter zu unterhalten, weil der Tierpark ihn nicht brauchte und den notwendigen Umbau nicht finanzieren konnte. Kurzum, er sollte geschlossen werden.

Nicht Artgerecht und kein Geld – aber die Berliner protestierten, schrieben Briefe an Politiker und Zeitungen, spendeten Geld, sie wollten ihre Bären behalten. Diese Berliner Sehenswürdigkeit einfach abzuschaffen, nein das sollte nicht sein. Nach dem Motto, wenn er die Bären behalten möchte muss er sie übernehmen, wurden sie der Stadt Berlin geschenkt und dem Stadtbezirk Mitte „übergeben“.

Mit Unterstützung der Medien wurde dieser Kampf zugunsten der Bären entschieden. Hier wurde sehr deutlich, was die Bären den Berlinern bedeuten.

Es war eine schwere Zeit, aber mit Hilfe aller wurde das zu Hause unserer drei Bären, der Bärenzwinger im Köllnischen Park, gerettet. Die damalige Bezeichnung des Zwingers von Pieroth als „Juwel inmitten der Weltstadt“ hat es verdient festgehalten zu werden. Im Sommer 1992 wurden die drei Bären vorübergehend auf dem Gelände des ehemaligen Staatszirkus der DDR in Hoppegarten einquartiert. Für DM 350.000 wurde vieles erneuert, insbesondere in den Käfigen eine Fußbodenheizung eingebaut, eine Glaskuppel für mehr Licht installiert und elektrische Leitungen und Wasserleitungen sowie die Pumpenanlage erneuert. Im April 1993 kamen Tilo, Schnute und Maxi wieder in ihr Bärenheim.

Der schwarzbraune Tilo war ein gutmütiger Geselle, der gern mit der hellbraunen Maxi spielte, während Schnute, stattlich und mittelbraun, oft ihre Vorherrschaftsansprüche als Zwingerälteste durchzusetzen versucht

1994 war das Jahr der Bären in Berlin. Fünf kleine Bärenkinder, ein Pärchen, die Erstgeburten von Maxi und drei Bärenkinder, der fünfte Wurf von Schnute, alle im Januar 1994 geboren, kamen als echte Berliner zur Welt. Große Freude herrschte bei den Berlinern, die mit Spannung den ersten Auftritt entgegensahen.

Dabei war der Bärennachwuchs keineswegs geplant. Tilo wurde durch einen medizinischen Eingriff die Möglichkeit genommen, Vater zu werden, weil der Zwinger nur für drei Bären Platz bietet und kleine Bärchen kaum noch untergebracht werden können.
Als die Bärenmütter mit ihren Kindern das erste Mal ihren Käfig verließen, wurden sie von hunderten Berlinern begrüßt. Im Mai 1994 war Bärentaufe und obwohl es in Strömen regnete waren viele Berliner gekommen, es erinnert stark an die vielen Besucher im Zoo bei Knut in der heutigen Zeit. In Anwesenheit von Presse, Funk und Fernsehen wurden die Bärenkinder von Maxi auf Bärolina und Alex und die von Schnute auf Rieke, Atze und Piefke getauft. Der Zwinger bietet nur Platz für drei erwachsene Bären und die kleinen Bären mussten nach wenigen Monaten abgegeben werden. Man suchte nach Lösungen, aber es gab wenig Interessenten. Viele Spenden gingen ein, um der Stadt die Sicherung der Zukunft der Bärchen zu erleichtern.

Tilos Kinder – Atze, Bärolina und Rieke – leben als Repräsentanten Berlins im Zoo von Buenos Aires, der Hauptstadt Argentiniens. Sie wurden als Geschenk unserer Stadt an die argentinische Partnerstadt übergeben. Ihre beiden Geschwister – Piefke und Alex – fanden im nordspanischen Naturpark von Cabarceno ein neues Zuhause.

Tilo und seine beiden Bärendamen haben uns in all den Jahren erfreut, tausende Besucher sahen ihnen zu und viele besuchten sie regelmäßig. Unsere Bären, besonders Tilo, waren ein begehrtes Fotoobjekt und er war auf den Titelseiten der Zeitungen zu finden.

Tilo und seine beiden Bärendamen haben uns in all den Jahren erfreut, wir sahen gerne bei seinen „Kämpfen“ mit Maxi zu, bei denen Schnute als Älteste immer dazwischen ging. Aber es war wohl immer das Spiel und der Übermut, der ihn dazu trieb.

Am 12. April 2007 musste Tilo auf Grund einer schweren Erkrankung erlöst werden. Wir werden ihn niemals vergessen.

Christa Junge

Pressemitteilung des Vereins zum Tod von Statdbär Tilo


Erinnerungen an Tilo in Bildern

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