Berliner Bärenfreunde e.V.

Erste weltliche Schule Weißensees erbaut durch Magistratsbaurat Reinhold Mittmann (Mettmann)

Das Schulhaus der heutigen Grundschule am Weißen See wurde zwischen 1929 und 1931 nach Plänen des Architekten und Magistratsbaurat Reinhold Mittmann, als erste weltliche Schule Weißensees, mit einem 4-geschossigem Haupttrakt errichtet. Es gab breite Treppen und Fenster. Es gab zwei übereinanderliegende Turnhallen, über ihnen befand sich ein Dachgarten, der sich im Sommer gut für Sportübungen und den Zeichenunterricht genutzt werden konnte. Der Mehrzwecksaal (Aula) war für Film- und Theateraufführungen geeignet. In den Räumen für den Werkunterricht, konnten die Kinder Holz-, Metall- und Papier bearbeiten, es gab sogar eine kleine Tischlerei, Schmiede und Buchbinderei. Im Biologieraum und auf den Fluren befanden sich in Terrarien seltene Tier- und Pflanzenarten. Sie wurden von interessierten und verantwortungsbewussten Schülern betreut. Ein Schulgarten gehörte dazu. Auf dem Schulhof befand sich ein Springbrunnen mit zwei Ponys, von dort in Richtung Haupttor, stand ein Pfeiler mit einer steinernen Aufschrift „Weltliche Schule“.

1930-1932 Hofeingang Foto © Museum Pankow

Im Schul- und im Direktorenhaus berücksichtigte Reinhold Mittmann in der Amalienstr. 5-6 die Tendenzen der 20er Jahre-Moderne. Funktionsgerecht, innen und außen sollte das neue Bauen sein. So entstanden funktionsgerechte und eine außen wie innen übersichtliche Gestaltung der Gebäudeteile – ohne der Gefahr in Nüchternheit zu verfallen.

Sämtliche Bauten sind mit dunkelroten Sommerfelder Klinkern und schmückende Teile mit roten Keramikplatten verkleidet. Die Grundschule am Weißen See unterrichtete als erste Schule im Bezirk Jungen und Mädchen in gemeinsamen Klassen.

Weltliche Schule bedeutet für die Schüler: kein Religionsunterricht, keine Prügelstrafe, Schülerparlamente, Lebenskundeunterricht, dazu freie Wahlfächer, besonders kultureller Art, Vorbereitung aufs Berufsleben.  Dazu Milchverkauf zu verbilligten Preisen. Es gab Schulessen und eine Elternvertretung. Schüler aller Konfessionen konnten die Schule besuchen, auch aus freigeistigen und jüdischen Elternhäusern.

„Mit uns zieht die neue Zeit“, heißt es auf einem Relief aus Terrakotta im Erdgeschoss der 10. Volksschule in der Parkstraße (Weißensee) – eine neue Zeit mit „Neuem Bauen“ war 1929 angesagt. Die zum damaligen Zeitpunkt modernen pädagogischen und architektonischen Ansätze spiegeln sich in Form und Gestaltung des gesamten Gebäudes bis in kleinen Details, wie Trinkbrunnen im Schulhof und im Gebäude, Kinder- und Tierskulpturen, Reliefs und Schriftzüge, wieder.  „Schönste Schule Europas“ wurde die Schule genannt.

Trotz der durch mehrfache Umnutzungen entstandenen, ungeplanten Umbauten, die das Gebäude im Laufe der Zeit erfahren hat (u. a. Lazarett während des zweiten Weltkriegs, Polizeidienstgebäude, Rathaus), sind noch viele Aspekte der ursprünglichen Gebäudeplanung erhalten und erkennbar.

Das Gebäude diente immer als Standort für unterschiedliche Schularten. Seit 1990 befindet sich hier die 17. Grundschule, die 1994 wegen ihrer nahen Lage zum Weißen See ihren heutigen Namen erhielt.

Zum Baumeister, dem Magistratsoberbaurat und Architekten Reinhold Mittmann, ist trotz dieses modernen und viel beachteten Bauwerks nur wenig zu erfahren.

Nachdem Lehrer und Schüler, gegen das Hissen einer Nazifahne protestierten, lösten die Nazis 1933 die weltliche Schule auf. Lehrer wurden ins KZ verschleppt.

Quelle Museum Pankow, Google

Denkmaldatenbank Weltliche Schule

Obj.-Dok.-Nr.:09040598
Bezirk:Pankow
Ortsteil:Weißensee
Strasse:Amalienstraße
Hausnummer:5 & 6
Strasse:Blechenstraße & Parkstraße
Denkmalart:Gesamtanlage
Sachbegriff:Schule & Lehrerwohnhaus & Schulgarten
Entwurf:1928
Datierung:1929-1931
Entwurf:Mittmann, Reinhold (Architekt)
Entwurf:Schade, Willy Ernst (Bildhauer)
Ausführung:Tuchscherer, Carl (Baufirma)
Bauherr:Bezirksamt Weißensee
Literatur:Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, Berlin 1987 / Seite 124-12 V C 1991 / Seite 148-149, 172, 411 Die Baugilde 15 (1933) / Seite 252 Deutsche Bauzeitung 67 (1933) / Seite 229-23

Quelle Landesdenkmalamt Berlin