Berliner Bärenfreunde e.V.

Stralauer Gondel mit Bärenkopf

Am 28. Juni 2006 las ich in der Berliner Zeitung einen Bericht „Ein Bärenkopf als Galionsfigur“ von sk. Dieser erweckte mein Interesse, da ich als „alter“ Grünauer auch wusste, dass die USE gGmbH (Union Sozialer Einrichtungen GmbH) in der Wassersportallee 2 seinen Sitz hat.

Also besuchte ich die Boostwerft und durfte sogar einen Blick auf den Bärenkopf werfen, wurde aber gebeten keine Fotos zu machen und auch noch nicht darüber zu berichten. Dafür wurde ich zum Stapellauf und Schiffstaufe am 20. Juli 2006 auf dem Gelände der USE GmbH eingeladen.

Die Taufe

Kräftige Männer halfen dabei, das 13 Meter lange – auf den Namen „Stralauer Gondel“ getaufte – Holzboot ins Wasser der Dahme zu bringen. Hier war der Platz für die Galionsfigur noch mit Blumen geschmückt.

Die Gondel wurde mit Hilfe von Jugendlichen im Rahmen von Arbeitsförderungs-Maßnahmen gebaut. Die „Stralauer Gondel“ orientiert sich an der „Moabiter Gondel“, welche bis 1880 in der Schiffswerft Jahnke an der Moabiter Brücke gebaut wurde.

Schiffstaufe Stralauer Gondel.
Schiffstaufe „Stralauer Gondel“.

Der Bezirksstadtrat von Friedrichshain/Kreuzberg, Herr Postler, stieß 2003 auf Notgeldscheine aus dem Jahre 1921, auf welchem sogenannte Gondeln abgebildet waren. Sie waren auf den Friedrichshainer und Moabiter Ausgaben zu sehen.

Recherchen ergaben, dass über diese Boote sehr wenig Literatur zu finden war. Auch in den Berliner Archiven fanden diese Boote wenig Erwähnung. Mit Unterstützung des Luisenstädtischen Bildungsvereins (Eckhard Fürlus) konnten jedoch einige Quellen erschlossen werden, nach denen dann der Schiffsbauingenieur Herr Pohlandt erste Konstruktionszeichnungen fertigen konnte. Während der Bauphase der Gondel konnten erfreulicherweise fünf arbeitslose Jugendliche in eine feste Anstellung gebracht werden.

Die Jungernfahrt

Am 24. August 2006, dem historischen Datum des Stralauer Fischzuges angemessen, bei herrlichem Sonnenschein, gab es für die Stralauer Gondel die Jungfernfahrt und die Enthüllung der Galionsfigur: einem wunderschönen Bärenkopf.

Vom alten Ölspeicher am Plateau an der Spree (auf der Halbinsel Stralau im Stadtbezirk Friedrichshain) legte die Stralauer Gondel an und die Künstlerin selbst, Frau Angela Laich, enthüllte den Bärenkopf.

Die Enthüllung des Bärenkopfes der Strahlauer Gondel.
Stralauer Gondel: Die Enthüllung des Bärenkopfes.

Danach führte die Rundfahrt durch die Rummelsburger Bucht über die Spree Richtung Gasthaus Zenner in Treptow und wieder zurück. Herr Postler (Wirtschaftsstadtrat, SPD in Friedrichshain/Kreuzberg) betonte, „hiermit fährt seit 114 Jahren erstmals wieder eine Gondel über die Spree“. Er übergab die Gondel an die Union Sozialer Einrichtungen GmbH, die am Bau der Gondel maßgeblich beteiligt war.

Die Strahlauer Gondel.
Das ist die Stralauer Gondel in ihrer vollen Pracht.

Diese plant einen Fährbetrieb zwischen Stralau und Treptow. Platz ist für ca. 12 Personen. Noch liegen die erforderlichen Genehmigungen vom Wasser- und Schifffahrtsamt nicht vor. Deshalb kann die Stralauer Gondel zunächst nur gechartert werden.

Gespräch mit der Schöpferin der Galionsfigur – einem Bärenkopf

Frau Angela Laich, geboren 1963 in Stuttgart und Bildhauerin aus Berlin, gab mir die Möglichkeit zu einem kurzen Gespräch.

Die Frage, warum gerade einen Bärenkopf als Galionsfigur gewählt wurde, hatte der Bezirksstadtrat von Friedrichshain/Kreuzberg, Herr Postler, noch im Vorfeld der Jungfernfahrt beantwortet: Es wurden mehrere Tierarten wie Drache, Schlange, Schnecke und Mohren vorgeschlagen. Diese waren historisch verbürgt, aber man hat sich für den Bär entschieden.

Frau Angela Laich
Frau Angela Laich, Schöpferin der Galionsfigur.

Frau Laich benötigte für den Entwurf bis zur Fertigstellung sechs Monate. Sie verwendete Pappelholz für die Bären-Galionsfigur und diese wurde mit Bootsöl imprägniert. Der Bär schaut ziemlich grimmig, aber Frau Laich versicherte mir, dass sie genau recherchiert und sich an die Vorgaben zum Berliner Bären, dem Wappentier Berlins, gehalten hat.

Der Bärenkopf ist 43 cm hoch und 35 cm breit, er wiegt ca. 15 kg. Es war ein ungewöhnlicher Auftrag, da Frau Laich ansonsten andere Materialien für ihre Arbeit nutzt.

Das sind u.a. Skulpturen, Plastiken, Bronzen, figürliche Kunst und Radierungen. Andere Arbeiten der Künstlerin können Sie in Brieselang im Märkischen Künstlerhof sehen.

Frau Angela Laich studierte an der Kunstakademie in Stuttgart bei Prof. Alfred Hrdlicka, Meisterschülerin. Nach seiner Berufung im Jahr 1986 ging er nach Berlin an die Hochschule der Künste. Sie folgte ihm dorthin. Noch heute wohnt sie in Berlin.

Wer mehr über die Bildhauerin und ihre Arbeiten erfahren möchte, kann dies auf ihrer Homepage tun:

www.angelalaich.de

Informationen zur Stralauer Gondel unter Telefon: 030 / 67 78 80 13

(von Christa Junge)