Ludwig-Hoffmann-Grundschule Lasdehnerstr. Str. 21-23, Berlin-Friedrichshain,Bärenköpfe von Georg Wrba
In den Jahren 1906 bis 1908 wurde das historische Schulgebäude in der Lasdehner Straße nach Entwürfen des Architekten Ludwig Hoffmann, als Gemeindedoppelschule erbaut. Es handelt es sich um ein vierstöckiges Gebäude mit drei Gebäudeflügeln. Es ist in der Denkmalliste des LDA Berlin eingetragen.
Magistratsbauräte Georg Matzdorff (1863-1930) und Herold sowie die Architekten Speer und Gerecke waren an der Bearbeitung der Entwürfe und der Bauausführung beteiligt.
Am 14. November 1908 wurde die Schulanlage an die städtische Verwaltung übergeben. Die Kosten wurden mit 809 015 Mark angegeben.
Hoffmann hat die bedeutende Straßenfrontlänge (67 m) genutzt und einen Baukörper konzipiert, dessen kunstvoll strukturierte Fassade eine starke architektonische Wirkung in der Lasdehner Straße entfaltet.
Die Vorderseite ist in 18 senkrechte Achsen unterteilt, wobei zwischen den vom Straßenpflaster bis unters Dach vorstehenden Wandpfeilern die vertikalen Achsen der Fenster mit den ornamentierten Fensterbrüstungen zurücktreten.
Die kunstvoll gestaltete Fassade des Hoffmann-Baus mit den Schmuckelementen von Georg Wrba
Die Fassade ist mit roten Klinkersteinen verblendet, ausgenommen der Sockel, die Schmuckfelder unter den Fenstern ab dem 2. Stockwerk, sowie über den Eingangstoren und -türen, das vorragende Dachgesims und die Bukranien darunter, die als Widder- oder Bärenköpfe die Lisenen abschließen. Sie sind aus grauem Sandstein.
Bei der Fassadengestaltung orientierte Hoffmann sich an Bauten seines Freundes, des Architekten Alfred Messel (1853-1909), wie dem 1906 fertiggestellten Warenhaus Wertheim am Leipziger Platz und der 1903-04 errichteten Landesversicherungsanstalt am Köllnischen Park.
Hoffmann erklärte rückblickend seine Überlegungen zur Gestaltung der sehr ähnlichen Fassaden der Gemeindeschule in der Lasdehner Straße und des Friedrichswerderschen Gymnasiums: „Es war mir interessant, an beiden Schulfassaden, bei dem Gymnasium und bei der Gemeindeschule das gleiche Thema – eine aufstrebende Tätigkeit in verschiedenem Charakter architektonisch durchzubilden; bei dem Gymnasium abgemessen und sorgsam überlegt, bei der Gemeindeschule volkstümlich und weniger gebunden.
Bei ersterem die zarten Lisenen aus der im unteren Geschosse gleichmäßig durchgebildeten Fläche entwickelt, hier die derberen Lisenen auf das Straßenpflaster aufgesetzt. Dort unter den Fenstern die gleichgestimmten Taschnerschen antiken Köpfe in strenger Fassung, hier abwechselnd von Wrba gebildete lebhaft stilisierte Blumenkränze und Köpfe in freier Haltung. Bis zum kleinsten Detail wurden an beiden Fassaden die verschiedenen Arten des Betriebs im Gebäude zum Ausdruck gebracht.
Nähert man sich dem Schulgebäude in der Lasdehner Straße aus einiger Entfernung, so macht sich eine Besonderheit des Baus bemerkbar. Das Gebäude erscheint als mächtiger kompakter roter Klinkerbau. Die Fenster sind ebenso wenig zu erkennen wie viele andere Details. Erst beim Näherkommen werden die Details sichtbar. Die ganze Vielfalt der Fassade erschließt sich erst, wenn man vor dem Bauwerk steht.
Die Westfassaden der beiden Seitenflügel treten als dreiachsige Risalite zu beiden Seiten des Mittelflügels hervor. Daran schließen noch zwei wieder zurücktretende schlichte Bauteile mit den Sanitärtrakten an. Den ursprünglichen Charakter der Doppelschule betont auch der Eingangsbereich mit zwei Toren und den zwei niedrigeren Fußgängerpforten daneben. Dahinter befindet sich eine repräsentative „vierschiffige kreuzgratgewölbte Pfeilerhalle“. mit zwei Durchfahrten zum Hof und den Zugängen zu den beiden Schulen über kleine seitliche Treppen.
Hoffmann hat bei diesem Bau in Kauf genommen, dass Klassenräume zur Straße gelegen sind und Korridore zum Hof. Hier war ihm vor allem die architektonische Wirkung wichtig. Die Klassenräume der Seitenflügel gehen zum Hof. Die vier Treppenhäuser befinden sich in den inneren Raumwinkeln und am Ende der Seitenflügel.
Die Vorderfront ist in 18 senkrechte Achsen mit Fenstern unterteilt. Sie ist teilweise mit rotem Klinker, teilweise mit graugelbem Sandstein verkleidet. Die Fassade ist außerdem mit Blütenreliefs und verschiedenen Köpfen unter den Fenstern ab dem ersten Obergeschoss geschmückt. Die Schmuckelemente der Fassade schuf der Bildhauer Georg Wrba (1872-1939), ebenso die Terrakotten an der Hoffassade unter den Fenstern des zweiten Stockwerks. Hier finden sich Darstellungen von Kindern und Tieren, balgende, aber auch brav sitzende Hunde, kämpfende Ziegenböcke und vieles andere, was einen derben Humor offenbart. Die Reliefs gehören zu einer Serie, die Wrba für andere Gebäude entworfen hat, und von der sich auch einige an der Schule in der Hausburgstraße finden.
Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile des Gebäudes stark beschädigt, erkennbar noch lange an zahlreichen Einschusslöchern in der Fassade. Das zugehörige Lehrergebäude im Schulhof wurde vollständig zerstört.
Das originale Walmdach existiert nur noch über der Aula, allerdings ohne die früher vorhandenen Fledermausgaupen. Der nördliche Gebäudeflügel erhielt einen neuen Anbau.
Nutzung bis Anfang der 1990er Jahre
Die über den Eingangstüren angebrachten Schulbezeichnungen zeigen, dass das Gebäude ursprünglich zwei nach Geschlechtern getrennte Schulen beherbergte.
Dabei handelte es sich um die 233. und 235. Gemeindeschule, die bereits am 1. April 1900 als evangelische Knaben- und evangelische Mädchenschule gegründet wurden und nach Fertigstellung des Gebäudes hier einzogen, die Mädchenschule im nördlichen und die Knabenschule im südlichen Gebäudeflügel.
Damals hatte das Schulgebäude die Adresse Litauer Straße 18. Nach dem Krieg nutzte die 3. Volksschule das Gebäude, die erst zur 3. Grundschule, dann 1956 zur 3./4. Grundschule und 1959 zur 3./.4. Polytechnischen Oberschule wurde. Danach wurden zwei Schulen gebildet. Im nördlichen Gebäudeflügel etablierte sich die 3. POS und im südlichen die 4. POS. Die 3. POS führte den Namen „Kurt Schlosser“, die 4. POS ab 1972 den Namen „John Sieg“. Im Jahre 1985 wurden dann die Klassen der 3. POS Kurt-Schlosser in die 4. POS John-Sieg eingegliedert.
In den Nordflügel zog die Abteilung Volksbildung des Rates des Stadtbezirks Friedrichshain ein. In die Eingangshalle der Schule wurde eine Trennwand eingezogen und der Eingang von der Lasdehner Straße für diesen Bereich nicht mehr benutzt. Es wurde ein Zugang von der Kadiner Straße geschaffen und der nördliche Seiteneingang des Schulgebäudes unter der Adresse Kadiner Straße 9 geführt. 1991 hatten hier die Abteilung Bildung und Kultur des Bezirksamtes Friedrichshain (Bezirksstadtrat, Schulamt und Schulaufsichtsbehörde) und die Abteilung Umwelt und Naturschutz (Bezirksstadtrat, Umweltamt, Naturschutzamt) ihren Sitz.
Die Schule am Friedrichshain, die nach dem Bezirksamt diesen Schulgebäudeteil übernahm, nutzte weiter den seitlichen Eingang unter der Adresse Kadiner Straße 9, allerdings mit Zugang von der Lasdehner Straße aus. Die Trennwand in der Eingangshalle wurde wieder entfernt.
Erklärung
Bukranien – Rinderschädel, gelegentlich auch Ochsenkopf genannt
Die Lisene – Mauerblende, ist im Bauwesen eine schmale und leicht hervortretende vertikale Verstärkung der Wand
Taschnerschen – Ignatius Taschner, Bildhauer, Studienfreude von Ludwig Hoffmann
Risalit – es handelt sich um einen Bauteil, der vor die eigentliche Fassade vorspringt.
Kreuzgratgewölbe – sie werden durch die rechtwinklige Kreuzung von zwei Tonnengewölben gebildet
Quelle
WIKIWAND – Straßengeschichte, Historisches Schulgebäude Architektur und Geschichte
http://www.wikiwand.com/de/Lasdehner_Straße
Denkmaldatenbankehem. Gemeindedoppelschule (ehem. 233. und 235. Gemeindeschule)
Obj.-Dok.-Nr.: | 09045167 |
Bezirk: | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil: | Friedrichshain |
Strasse: | Lasdehner Straße |
Hausnr. | 21 & 23 |
Denkmalart: | Gesamtanlage |
Sachbegriff: | Schule |
Fertigstellung: | 1909 |
Umbau: | 1946 & 1958 & 1959 & 1965 |
Entwurf: | Hoffmann, Ludwig Ernst Emil (Architekt) |
Entwurf: | Matzdorff, Georg (Architekt) |
Entwurf: | Herold, Reinhard & Speer (Architekt) |
Bauherr: | Magistrat von Berlin |
Die weiter östlich gelegene 233. und 235. Gemeindeschule (1) in der Lasdehner Straße 21/23 aus dem Jahr 1909 geht auf die Planungen von Blankensteins Nachfolger Ludwig Hoffmann zurück. Am Entwurf der viergeschossigen Dreiflügelanlage waren die Stadtbaumeister Matzdorff, Herold und Speer beteiligt. Sie schufen eine überzeugende Synthese aus sachlichem Baukörper und eindrucksvoller roter Ziegelfassade. Die durch Pilaster vertikal gegliederte Hauptfront an der Lasdehner Straße wurde in den Schmuckfeldern unter den Fensterbrüstungen vom Bildhauer Georg Wrba mit stilisierten Blumenkränzen und Medaillons aus grauem Sandstein dekoriert. Den Pilasterabschluß bilden Bukranien unterhalb des Dachgesims. Noch heute lässt die Beschriftung der Eingänge erkennen, dass es sich bei dem roten Klinkerverblendbau ursprünglich um eine typische Doppelgemeindeschule für Knaben und Mädchen handelte, deren Klassenräume sich in verschiedenen Gebäudetrakten befanden. In Folge von Kriegszerstörungen wurde der nördliche Flügel an der Hofseite 1959 um einen Anbau ergänzt.
Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin I, S. 463; Bauwelt, 1911, H. 21, S. 17-19; V C, S. 362; Hoffmann 1912, S. IV, Tafeln 10-11; Hoffmann 1983, S. 178-179, Abb. S. 329; Stahl 1914, S. 42-43.
Literatur:
Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 463 Bauwelt 2 (1911) 21 / Seite 17-19 V C 1991 / Seite 362 Hoffmann, L., Neubauten der Stadt Berlin, Bd. 11, 1912 / Seite IV Ludwig Hoffmann, 1983 / Seite 178/179 Stahl, Fritz, Ludwig Hoffmann in Berliner Architekturwelt Sonderheft 14 (1914) / Seite 42-43 Topographie Friedrichshain, 1996 / Seite 204 |