Berliner Bärenfreunde e.V.

PRESSE-INFORMATION 14. Juli 2021 Replik des Berliner Meilensteins am Rand der Berliner Straße in der Nähe der Paulskirche probeweise aufgestellt.

Initiative Denkmalschutz für Berliner Meilensteine c/o Michael Damm,
Egenolffstr. 13,
60316 Frankfurt
Tel 0171 9966071
berliner-meilensteine@hotmail.de

PRESSE-INFORMATION

Am Mittwoch, dem 14. Juli 2021, wurde eine Replik des Berliner Meilensteins, der heute als Denkmal vor dem Luftbrückendenkmal FRAPORT steht, am Rand der Berliner Straße in der Nähe der Paulskirche probeweise aufgestellt. Anwesend waren bei der Aktion:
Tarkan Akman, Amtsleiter Hauptamt und Stadtmarketing der Stadt Frankfurt am Main Eduard M. Singer, Abteilungsleiter City- und Stadtteilmarketing im Hauptamt und Stadtmarketing der Stadt Frankfurt am Main Jörg Steincke.
Die Autobahn GmbH des Bundes Niederlassung West | Außenstelle Wiesbaden Wolfgang Kreickmann, Sozialbezirksvorsteher der CDU, Ffm-Gallus, seit 2011 im Ortsbeirat 1 der Stadt Frankfurt für die Aufstellung des Berliner Meilensteins an der Paulskirche aktiv.

Michael Damm, Initiative Denkmalschutz für Berliner Meilensteine

 

Michael Damm: „Im August 2010 wurde ich durch das Bild im Buch von Frolinde Balser ´Aus Trümmern zu einem europäischen Zentrum‘ (Ffm 1995) neugierig darauf, ob dieser von Willy Brandt 1958 eingeweihte Berliner Meilenstein noch vorhanden ist. Angeregt zur Erforschung war ich auch durch die Vermutung, dass mein Vater, der von 1954 bis 1988 im Frankfurter Bund der Berliner und Freunde Berlin’s (BdBFB) aktiv war, auf einem der damals aufgenommenen Fotos zu sehen sein müsste. Und als Referent für ´Berlin-Werbung‘ des Frankfurter Kreisverbands müsste er eigentlich bei der Aufstellung des Steins mitgewirkt haben.

Ich machte mich auf die Suche nach dem Berliner Meilenstein am Frankfurter Kreuz – aber er war nicht mehr dort.
Leider war der Stein nirgends verzeichnet, er war nirgendwo dokumentiert – außer auf einem Foto des Frankfurter Stadtarchivs von ´Berlin-Tagen‘ im Jahr 1958, aber die konnte ich erst später entdecken. Nach einer kleinen Odyssee durch den Frankfurter Ämterdschungel fand ich schließlich das gesuchte Objekt auf dem Gelände der Autobahnmeisterei Frankfurt.“

Diesem ersten, durch den jetzigen Standort am Frankfurter Luftbrückendenkmal prominent gewordenen Fundstück folgten im Laufe der Jahre bis heute über 300 weitere Standorte, die im Jahre 2010 noch nicht bekannt waren und allein durch die Suchaktion der 2011 gegründeten Initiative Denkmalschutz für Berliner Meilensteine vor dem Vergessen bewahrt worden sind. (Der aktuelle Stand von ermittelten Plätzen der Berliner Meilensteine mit Fotos können auf der Seite http://m1k.de/Bären für Berlin aufgesucht werden).  Auf der Fotomontage „BERLINER MEILENSTEINE – ORIGINAL UND REPLIKEN“ ist auf dem historischen Foto links neben  Willy Brandt der Referent für „Berlin-Werbung“ des BdBFB zu erkennen: Ernst Theodor Damm (* 13.09.1910 – 01.08.1990).

In intensiver Zusammenarbeit mit zahlreichen Ämtern, Firmen und Institutionen des Denkmalschutzes fand dann im Jahr 2015 die Aufstellung des Meilensteins am Luftbrückendenkmal/FRAPORT statt. Hier erhielt dieser historische Wegweiser nach Berlin als Monument der Ära des Kalten Krieges Denkmalschutz.  Die Autobahnmeisterei stellte mit Genehmigung und Unterstützung durch Hessen Mobil (heute Autobahn GmbH des Bundes) das 40 Jahre lang auf dem eigenen Gelände sorgsam gehütete Mahnmal deutscher Nachkriegsgeschichte zur Verfügung – als Dank versprach die Initiative Denkmalschutz für Berliner Meilensteine, eine originalgetreue Kopie des Meilensteins herzustellen und der Verkehrsinstitution auf diese Weise „ihren Stein“ zurückzugeben.

Durch eine große Spendenaktion wurde in einer arbeits- und zeitintensive Rekonstruktionsphase die Reproduktion des Berliner Meilensteins umgesetzt. Großzügige Material- und Fertigungsspenden ermöglichten die Herstellung eines Zwillingsexemplars des Denkmals – dieses wurde im August 2020 Gegenstand des Ortsbeiratsbeschlusses.

Anfang März transportierte der LKW der Autobahnmeisterei die beiden Exemplare vom Betonwerk VILLA ROCCA in Viernheim zu ihrem jetzigen Aufbewahrungsort im Betrieb in Frankfurt Nieder- Eschbach – und eines davon landete nun am 14. Juli 2021 auf dem Randstreifen der Berliner Straße, nahe bei der Paulskirche.

Fast genau 10 Jahre nach der Wiederentdeckung des Steins, der vorher beinahe 40 Jahre lang verschwunden war, ohne dass dies bemerkt wurde, konnte somit eine Probeaufstellung vor der Walter Kolb-Eiche nahe bei der Paulskirche verwirklicht werden. Initiiert wurde die Veranstaltung durch den Gründer der Initiative Denkmalschutz für Berliner Meilensteine in Kooperation mit zahlreichen Partnern und Frankfurter Dezernaten.
Der Ortsbeiratsbeschluss vom 18.8.2020, diesem Meilenstein hier einen Platz zuzuweisen, sollte mit dieser  Demonstration konkretisiert werden – Denkmalaufstellung als Gedankenanregung.

Die Teilnehmer und Redner der Veranstaltung begrüßten die Initiative, eine Replik des Berliner Meilensteins in die Innenstadt zu holen und würdigten den Ort der probeweisen Aufstellung – direkt an der Berliner Straße  und in unmittelbarer Nähe zur Paulskirche, dem zentralen Ort deutscher Demokratiegeschichte.

„Wo der Meilenstein seinen endgültigen Standort findet, lässt sich aktuell noch nicht sagen, da ein endgültiges Konzept für die Gestaltung des Paulskirche-Areals und des dazugehörigen Demokratiezentrums aktuell nicht final vorliegt. Deshalb ist eine Aktion wie diese gut und richtig, damit das Denkmal nicht ein zweites Mal in Vergessenheit gerät. Ich danke allen Beteiligten für Ihr Engagement.“, so Tarkan Akman, Leiter des Hauptamtes und Stadtmarketing. „Mit der Meilenstein-Replik für die Frankfurter Innenstadt wurde ein wichtiges Symbol des Erinnerns an die deutsche Nachkriegsgeschichte, ein geteiltes und wiedervereintes Deutschland geschaffen.“, so Akman weiter.

Jörg Steincke, Autobahn GmbH des Bundes, hielt diese Ansprache:
„In meiner Heimatstadt steht auch ein ´Berliner Stein‘. Der Standort ist gut gewählt – in der Berliner Allee. Erst in der Vorbereitung zu dem heutigen Termin habe ich den Bezug zur Autobahn nachvollziehen können und dass diese ´Steine‘, so auch dieser hier, früher einmal an der Autobahn gestanden haben. Im Mittelstreifen.
Nur daran fährt man viel zu schnell vorbei und nimmt ihn nicht wahr!
Aber hier an diesem geschichtsträchtigen Ort, an einem Symbol der demokratischen Bewegung in Deutschland, für die Bürgerinnen und Bürger ein Kleindenkmal aufzustellen, halte ich für eine sehr gute Idee. Man kann hier verweilen, stehen bleiben und reflektieren, kurzum hier ist ein Platz zum Nachdenken, zum Erinnern.

Denn auch ´Das Erinnern‘ an die Vergangenheit ist in der heutigen Zeit, in der die Wiedervereinigung schon lange erfolgt ist, völlig richtig und war bereits 1954 die Absicht!
In einem Artikel der ZEIT vom 21. Januar 1954 lautet der letzte Absatz:
´Möge das, was wir jetzt als ein Mahnmal an unsere Straßen setzen, in nicht zu ferner Zeit nur mehr ein Erinnerungszeichen sein an einen Zustand, dessen Unhaltbarkeit die Welt längst eingesehen hat!‘ (Theodor Heuss).
In unserer schnelllebigen Zeit erscheint mir so ein ´Berliner Bär‘ eine gelungene Idee zu sein, um auf unsere jüngere gemeinsame Vergangenheit aufmerksam zu machen, eine Anregung zum Erinnern zu geben und die Absicht der damaligen Generation auch tatsächlich wahr werden zu lassen.
Wofür steht dieser Stein heute?
Dieser Stein steht für das, was sich durchgesetzt hat

  • Demokratie
  • Gleichheit
  • Freiheit
  • Solidarität und – Dialoge führen.
    Genau das sind auch wichtige Werte für die Autobahn GmbH, und daher sind wir schon ein bisschen Stolz, hier
    einen kleinen Beitrag leisten zu dürfen.
    Vielen Dank.“
  • —————————————————————————————————————————–

So fand am geschichtsträchtigen Datum, dem 14. Juli, der 1789 als Befreiung von der Tyrannei der Monarchie gefeiert wurde, eine symbolträchtige Veranstaltung statt. Der Sturm auf die Bastille und die Zerstörung dieses Symbols weisen den Weg in die Revolution von 1848, deren Leitideen und Ideale bis in die Gegenwart fortwirken und in der Paulskirche ihr heute noch bestehendes Denkmal gefunden haben. Und die Überwindung der Teilung Deutschlands durch den Fall der Berliner Mauer war zugleich auch das Ergebnis friedlicher, überparteilicher Aktivitäten, die sich in der Geschichte der Berliner Meilensteine widerspiegeln, die als Monumente der damals unvorstellbaren Überwindung der Teilung Deutschlands und Abriegelung Berlins die politischen Entwicklungen der Periode der Luftbrücke 1948 und die Daten des Kalten Krieges vom 17. Juni 1953 über den 13. August 1961 bis zum Mauerfall ab 9. November 1989 ins Gedächtnis rufen.

Die Bastille als Fanal des Ancien Régimes und die Berliner Mauer als Sinnbild des Kalten Krieges und der betonierten Freiheitsberaubung wurden schon kurz nach diesen beiden Revolutionen abgerissen und zum größten Teil zerstört. Teile der Bauwerke wurden als Souvenirs verkauft. Nur wenige Erinnerungsspuren an diese Monumente der Unterdrückung blieben erhalten.

Die Paulskirche als Denkmal der Demokratiegeschichte und die Berliner Meilensteine als Monumente des friedlichen Strebens nach Einheit und Freiheit werden vor dieser Art der Geschichtsbewältigung – Zerstörung und Auslöschung von Erinnerungsspuren – durch Denkmalschutz bewahrt: Ihr Erhalt als sichtbare Wahrzeichen auf dem Trümmerberg der Geschichte ist gesichert.

Michael Damm
Initiative Denkmalschutz für Berliner Meilensteine Frankfurt, den 16. Juli 2021