Berliner Bärenfreunde e.V.

Rettung des Berliner Bären in Rastatt/ Baden-Württemberg

Als wir in der Ausgabe II/ 2013 über den BM in Rastatt berichteten, wussten wir schon seit Februar 2013 von dem Berliner Bär mit Kabeltrommel auf dem Gelände der ehemaligen Firma Fernkabel (aus Berlin stammend, heute eine Nachfolgefirma) am südlichen Ortsausgang von Rastatt am Firmensitz (Kehler Str./B 36). Das Gelände stand zum Verkauf.

Was passiert mit dem Berliner Kabel-Bär? Ist er inzwischen doch schon ein „kleines Denkmal“ für die Stadt Rastatt geworden. Er ist ein Symbol für die lange Zeit, in der die Berliner Firma Fernkabel gewirkt und bis zu 600 Arbeitsplätze geschaffen hat.
Unsere Bedenken waren, dass die Skulptur eingelagert bzw. sogar bei den Entkernungsarbeiten zerstört, von Bauarbeitern für den eigenen Garten privat entsorgt wird, sollten keine klaren Anweisungen für die Rettung der Skulptur Kabel-Bär vorliegen. Vielleicht ist es möglich, dass der Bär doch in Rastatt bleiben kann?!

Das brachte uns auf die Idee, den Bären für die Stadt zu erhalten.
Herr Walter, Kreisarchivar im Landratsamt Rastatt, fand sie gut, unterstützte uns und die Stadt professionell. Als Erstes suchte ich den jetzigen Besitzer des Grundstücks, auf welchen sich der Bär befand.

Im Jahr 2008 ist die Deutsche Fernkabel Gesellschaft in Nokia Siemens Networks GmbH & Co.KG aufgegangen. Es stellte sich heraus, dass die Nokia Siemens Networks Services das Gelände nur gemietet hat und nicht entscheiden konnte, ob der Berliner Bär verkauft wird. Nach vielen Telefonaten, vielen freundlichen Menschen am anderen Ende der Leitung, die der Idee aufgeschlossen gegenüber standen, gelangte ich schließlich an die richtige Stelle. Die Telekom AG ist Eigentümer der Immobilie und ihr gehört der Berliner Bär der Firma Fernkabel. Nach mehreren Telefonaten wurden wir an die Abteilung an „Kunst am Bau“ der Telekom, verwiesen. Geplant war, den Berliner Bär mit der Liegenschaft zusammen zu veräußern.

Christa Junge, Vorsitzende der Berliner Bärenfreunde e.V. ist eine sehr engagierte Schützerin von „Berliner Bären“ schrieb Frau B. einer Kollegin.

Nach Rücksprache mit der Stadt Rastatt und Unterstützung durch Herrn Wolf und Frau Dr. Stamm (Historischer Verein) Rastatt und Frau Weber (Rastatter Regionalgruppe der Badischen Heimat), wurde auf Grund unserer Argumente der Verbleib des Berliner Bären in Rastatt, mit einem symbolischen Kauf von der Deutschen Telekom AG mit einem Euro besiegelt. Was für ein Erfolg!

Nun begann erst die richtige Arbeit!

Als neuer Standort wurde der Stadtpark festgelegt, dort steht er geschützt. Der Fernkabelbär wurde aus Kunststein gefertigt und weist doch einige Beschädigungen auf. Der Transport gestaltete sich schwieriger als gedacht. Der Untergrund  hielt einige Überraschungen  bereit. Nachdem zwischenzeitlich entsprechende Befestigungsanker an den Betonsockel angebracht wurden, sollte die Skulptur angehoben werden.
Leider ohne Erfolg. Der Grund wurde ersichtlich, nachdem die Mitarbeiter den Sockel freigelegt hatten. Der 1,80 Meter große Berliner Bär hat ein

ca. 1,20 m tiefes Betonfundament mit einem Gewicht von schätzungsweise um die 4 Tonnen. Da konnte nur ein Kran helfen.

Am Donnerstag, den 16. Oktober 2014 ab ca. 08.30 Uhr, wurde die Bärenskulptur in ihr neues Domizil im Stadtpark mit Blickrichtung Berlin transportiert. Dafür musste teilweise auch die B36 gesperrt werden. Die beauftragte Kranfirma hat die Skulptur zunächst angehoben und auf einen LKW verladen. Von dort wurde sie in eine vorbereitete Grube am neuen Standort platziert.

Das hört sich einfach an, wurde aber ein logistisches Meisterwerk. Bei der Ausführung liefen bei Herrn Junger, Fachbereich Zentrale Steuerung und Gemeindeorgane, Kundenbereich Gemeindeorgane und Repräsentationen, alle Fäden zusammen, er hatte alles im Blick, so konnte nichts schief gehen.

Ein besonderes Dankeschön gilt Herrn Reibelt vom Fachbereich Stadt- und Grünplanung für die planerische Umsetzung und Begleitung, sowie die noch folgenden Arbeiten (Schrifttafel) und geht an Herrn Burster vom Fachbereich Technische Betriebe,  der unkompliziert die Planung unterstützt hat. Danke auch an die übrigen Beteiligten wie z.B. die Firma Mohr, die fachkundig den Transport durchgeführt hat, Herrn Boeckmann, als sachkundigen Restaurator, sowie die Mitarbeiter der Pressestelle für die kompetente und professionelle Berichterstattung und Betreuung der örtlichen Presse. Der Dank geht natürlich ebenfalls an die vielen Helfer, Unterstützer und Entscheider, die diese Maßnahme erst möglich gemacht haben.

Es ist schön, dass dieser Bär nun in der Nähe des Kehler Tores steht und den Blick in Richtung Berlin wendet. Die Skulptur ist zudem ein wichtiger Teil der Rastatter Stadt- und Industriegeschichte. Mit Unterstützung des Historischen Vereins und der Rastatter Regionalgruppe der Badischen Heimat ließ die Stadt Rastatt die Fernkabelbärenskulptur, in den Stadtpark in die Nähe des Kehler Tors transportieren und dort aufbauen. Dadurch bleibt der Bär in der Nähe seines vorherigen Standorts.

Das ehemalige Firmenmaskottchen erinnert an die Deutsche Fernkabel-Gesellschaft, die viele Jahre in Rastatt aktiv war. 1921 wurde sie in Berlin Charlottenburg gegründet. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Rastatt der Sitz der Geschäftsleitung und anderer Abteilungen. Nach der deutschen Wiedervereinigung erfolgte die teilweise Rückverlagerung nach Berlin. Sie wurde umbenannt und ging 2008 in der Siemens Networks Services auf.


Symbol und Maskottchen der Fernkabel Gesellschaft war der Berliner Bär mit Kabeltrommel. Er wurde schon mehrfach aufwendig restauriert. Eine Miniaturausgabe des Berliner Bären gibt originalgetreu von der Karlsruher Majolika Keramik-Manufaktur. Sie ist vermutlich ein Entwurf des Karlsruher Künstlers Walter Bosse. Recherchen ergaben, dass das DFKG-Maskottchen als besonderes Geschenk an langjährige Mitarbeiter verliehen wurde. Die knapp 30 Zentimeter hohe Arbeit weist die typischen Netzaufbrüche in der Glasur auf.

Quelle: Kreisarchivar Martin Walter, Pressestelle Rastatt

 

Nach Abschluss der Umsetzungsarbeite des Berliner Bären gab es im Badischen Tagblatt einen Leserbrief von Eberhard Klimek, der die Geschichte des Berliner Bären abrundete. Wir nehmen Kontakt zu  Herrn Klimek auf und von ihm erfuhren wir noch folgende Details zu Bruno.:

Eberhard Klimek ist der Sohn des ehemaligen Geschäftsführers der Berliner Fernkabel-Gesellschaft. Der Bericht beruht auf persönlichen Erinnerungen, er war damals im jugendlichen Alter.

Der Bär der Berliner Fernkabel-Gesellschaft hat einen Namen – Bruno. Er wurde Ende der 30er Jahre hergestellt und vor dem Verwaltungsgebäude der Fernkabel GmbH aufgestellt. Als die Alliierten in Berlin einmarschierten, interessierte sich ein britisches Fernmelde-Bataillon (es hatte einen Braunbären als Maskottchen) für den Bären und er wurde kurzerhand beschlagnahmt.
Bruno galt seit dem als verschollen. Ende der 40er Jahre wurde das Fernmelde-Bataillon zurückverlegt und nahm Bruno mit in die Heimat. Mitte der 50er Jahre bereiste ein schon betagter Mitarbeiter der Firma Fernkabel GmbH Großbritannien. Als er bei einem Kasernengelände vorbeifuhr, erblickte er auf dem Innenhof, auf einem Holzgestell, den lang vermissten Bruno. Er traute sich nicht, direkt Kontakt aufzunehmen, machte ein Foto von Bruno und brachte die frohe Botschaft nach Rastatt. Nach schwierigen Verhandlungen gelang es, die Erlaubnis zur Rückholung des Bären zu erhalten. Eine Bedingung musste erfüllt werden: Der Tausch gegen einen Abguss des Original-Bären. Bruno reiste 1958 nach Rastatt, um vor der damaligen Zentrale der DFKG, die sich in der Kanalstraße befand, seinen neuen Standort zu finden. Nach der Umzug der Firma in die Kehler Straße zog Bruno mit um. Jetzt fand er seinen Altersruhesitz an prominenter Stelle im Stadtpark.

Von ihm erhielten wir zwei historische Fotos aus dem Privatbesitz seines Vaters, die zur Veröffentlichung freigeben sind.

Bruno (so war sein Spitzname bei den „Fernkablern“), gesäubert und in voller Pracht vor der Villa Metz in der Kanalstraße. Die Begrüßungsrede hält Herr Dipl. Ing. Stefan, der ihn schon in Berlin betreute. Das Schriftstück zeigt den Startschuss zum Beginn in Rastatt. Der Unterzeichnete, Herr Gerwig und mein Vater, Geschäftsführer der Berliner Firma DFKG, kannten sich aus einer langen und freundschaftlichen Zusammenarbeit, die etwa 1930 begann. Möglicherweise hatten die beiden den Standort schon „ausgekungelt“.

Ganz vorne rechts, Herr Dipl. Ing. Fritz Mühl, der von AEG als Nachfolger meines Vaters als Geschäftsführer der DFKG entsandt wurde. In der ersten Reihe ganz links außen Herr Persitzky. Er war wohl von Anfang an der Chef-Fahrer aller Geschäftsführer. In der ersten Reihe die dritte von links die Ehefrau von Herrn Mühl.

Quelle: Eberhard Klimek, Rastatt

Es gab noch eine interessante Bärenfigur in meiner Privat-Sammlung. Eberhard Klimek, bestätigte schriftlich:  „Klar, diesen Bären kenne ich. Habe ihn von der Witwe eines Fernkablers“.

Also ist mein Kabelbär, ein Dublikat des Berliner Bären, der jetzt in Rastatt seinen endgültigen Standort gefunden hat. So ist die Geschichte eine rundum runde Sache geworden.

Christa Junge, Berlin