Berliner Bärenfreunde e.V.

Rüdiger Snay – Ein Berliner Bär unter Wasser vor der Insel Elba in Italien

Rüdiger Snay – Taucher mit Leidenschaft
und autodidaktischer Bildhauer aus Berlin-Zehlendorf

Rüdiger Snay, Jahrgang 1927, blickt für uns auf das Jahr 1973 zurück. Seit vielen Jahren sind er und seine Taucherkollegen Mitglied im Deutschen Unterwasser Club (DUC).

Im In- und Ausland gab und gibt es viele Berliner Bären, die in der Zeit des kalten Krieges aufgestellt wurden, um den Zusammenhalt der Bevölkerung mit dem geteilten Berlin zu demonstrieren.

Rüdiger Snay, Robert Haberling und weitere Taucherkameraden fuhren oft nach Italien auf dem Campingplatz in Tallinucci um Urlaub zu machen. Es war nur so ein Gedanke, warum gibt es hier keinen Berliner Bären?
1973 wurde die Idee verwiklicht.

Zuerst war nur eine Gedenkplatte im Gespräch, aber die Idee mit dem Berliner Bären ließ ihn nicht los. Wie stellt man einen Berliner Bär her?

Rüdiger Snay ließ sich nicht entmutigen. Als Vorbild nahm er den Bären von Renee Sintenis, aber sein Bär hält die rechte Pfote zur Begrüßung von Taucherkameraden nach oben, die Ohren sind größer und da er den Stummelschwanz vergessen hatte, wurde dieser nachgearbeitet und es fällt überhaupt nicht auf.
Kein Taucher kannte die Kilometer von Elba bis Berlin. Die Kilometerangabe wurde durch einige Tauchkameraden ermittelt, die mit Tacho Null von Berlin Funkturm losfuhren und von den gefahrenen Kilometern wurde der Mittelwert bestimmt, der mit 1.435 km noch heute dem richtigen Wert entspricht. 1973 gab es noch keine Navigationsgeräte für den PKW.

Doch wie entsteht so ein Berliner Bär?
Erst formte Rüdiger Snay aus Ton einen Bären, der mit Polyester Glasfaser verstärkt umkleidet wurde. Später wurde er an den Teilungsfugen aufgesägt. Der Ton wurde entfernt, in die Form wurde ein Eisenskelett aus Moniereisen eingepasst und mit 36 Schrauben die Negativ Formteile verschraubt. Die Form wurde eingefettet, Beton gemischt und eingefüllt. Nach einigen Tagen war der Beton ausgehärtet, die negativ Form entfernt und der Bär wurde entgratet.

Der 70 cm große Berliner Bär wurde ins Auto verfrachtet und ab ging es auf den Campingplatz Tallinucci. Auch Zement wurde nicht vergessen. Dort wurde mit Hilfe eines Holzkastens 40x40x25 cm der Sockel gegossen. Vorher befestigte man noch je ein Negativschild mit dem Wort BERLIN auf der rechten Seite, links wurde die Anzahl der Kilometer mit 1.435 angegeben. Der Berliner Bär wurde in der Mitte des Sockels unter den Tatzen einbetoniert. Eine Plakette wurde am Fuß des Berliner Bären angebracht, mit dem Namen der „beiden Erbauer“, mit der Jahreszahl 1973 und DUC.

Nun kam die schwerste Arbeit: Der Sockel alleine wog schon 80 kg, der Bär 22 kg. Zwei starke Männer trugen den Berliner Bären auf dem Sockel ins Boot, welches dadurch sehr tief im Wasser lag. Der Bär wurde noch mit Blumen geschmückt. Seile mit Auftriebskörper wurden am Bären befestigt, ihn über Bord zu hieven war nicht einfach, aber dann schwebte er im Wasser. Der Taucher Robert Haberling und das Ehepaar Schering haben den Berliner Bären auf den Felsengrund gezogen, der vorher mit einer Stahlbürste gereinigt wurde. Befestigte Zeltheringe wurden im Boden verankert.

Rüdiger Snay blieb die ganze Zeit im Boot und überwachte die Aufstellung des Bären in 21,5 Meter Tiefe. Er ging erst jetzt tauchen, um zu sehen, wie der Berliner Bär seinen Platz gefunden hat. Einen Platz, wo die Fischer mit ihren Netzen keinen Schaden anrichten können. Am nächsten Tag wurde der Sockel mit Beton verfestigt.

Noch heute besuchen Taucher des DUC den Berliner Bären und reinigen ihn von Algen und Muscheln, die ihm anhaften. Kurz danach wurde wieder ein Berliner Bär gegossen und bei einem erneuten Urlaub auf dem Gelände des Campingplatzes Tallinucci aufgestellt. Dieser Bär hat reflektierende Augen. Er soll alle Besucher an Berlin erinnern!

Weitere Berliner Bären entstanden auf Wunsch anderer Tauchkameraden, die bei der Versenkung und Aufstellung des Berliner Bären beteiligt waren. Inzwischen stehen 15-20 Berliner Bären deutschlandweit in den Gärten seiner Mitstreiter. Drei der Berliner Bären erhielten einen Platz im Garten von Herrn Snay. Der Berliner Bär auf dem Foto mit Gartenzwerg steht in Murr/ Murr bei Frank Haberling.

Hier der Link:
http://www.duc-berlin.de/archiv.htm

Eine weitere Geschichte trug sich zu, als der Fischer Latendorf Rüdiger Snay darum bat, ein Fischereihindernis zu beseitigen.
Die Taucher vom DUC unterstützten sein Anliegen. Bei Tauchgängen stellte sich heraus, dass ein Ziegellastkahn (Kaffenkahn) 30m lang seit ca. 1840 im Schlamm 140 Jahre begraben lag. Er war zu dieser Zeit der Letzte und 1987 der einzig bekannte Kahn dieser Art. „Kaffe“ bezeichnet den vorderen und hinteren Abschluss des Kahns. Die zum Teil sehr langen Spitzen dienten als Schmuck und dem Schiffer als Orientierungshilfe beim Steuern. Berlin wurde aus dem Kahn gebaut! Alle Ziegel, die hier verbaut wurden, kamen über den Wasserweg.
Zuerst musste das Wrack in hunderten von Stunden vom Schlick befreit werden.

Der gesunkene Kahn wurde von der Last der Ziegel befreit. Dazu wurden die Ziegel in ca. 4,5 m Wassertiefe, bei völliger Dunkelheit, in die Gitterboxen geladen, unter Wasser gefüllt und von einem Krahn gehoben. Sie wurden später abtransportiert. 150 Gitterboxen – aufgereit aufgestellt, ergeben eine Länge von 180 m. Insgesamt wurden so ca. 70 t im nassen Zustand bewegt. Schwerstarbeit für die Taucher. Das Vor- und Achterschiff fehlte. Sie wurden wahrscheinlich durch den Munitionsräumdienst abgerissen.

Das Deutsche Technikmuseum Berlin interessierte sich sehr für den Kaffenkahn und wollte ihn für das Museum.

Als der Kahn entladen war, schwamm er hoch. Er wurde für das Technikmuseum unter Polizeischutz abgeschleppt. Die Schleuse Spandau wurde extra gesperrt. Der alte Kahn galt als Sondertransport und wurde zu einer Werft in Spandau gebracht, aufgeschlippt, getrocknet und zwischengelagert. Im Inneren des Kahns fanden sich hunderte von Handwerks- und Haushaltsgeräten, die ebenfalls dem Technikmuseum übergeben wurden. Der Neubau des Museums war schon geplant, aber der Mast des Schiffes passte nicht in das alte Konzept. Die Pläne mussten umgearbeitet werden. 1987 war es soweit und der alte Ziegel-Kahn fand seinen endgültigen Platz. Der Kaffenkahn war vielseitig einsetzbar, er wurde gesegelt, getreidelt oder gestakt. Er hatte keinen Motor. Heute können Sie den Ziegel-Kahn mit all seinen geborgenen Schätzen im Deutschen Technikmuseum Berlin in der Abteilung Schifffahrt sehen.

Es gab noch einen schönen Abschluss. Ein großer Teil der geborgenen Ziegel (Biberschwänze), sie stammten von der der Firma Cb und W.Grothe aus Rathenow und wurden im Jahre 2000 im Holländischen Viertel in Potsdam bei der Rekonstruktion eines historischen Gebäudes eingesetzt.

Hier der Link:
http://www.sdtb.de/Schifffahrt.93.0.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Kaffenkahn

Christa Junge

Die Freigabe der Fotos erfolgte durch Rüdiger Snay Juli 2012