Schnute im Bärenzwinger am Köllnischen Park
Schnute, geboren am 18.01.1981 im Tierpark Staßfurt.
Das Leben von Schnute im Bärenzwinger am Köllnischen Park.
Schnute kam mit ihrem Bruder Taps (Ende Juni 1981) zunächst in den Tierpark Berlin-Friedrichsfelde für eine kurze Quarantänezeit. Am 7. Juli 1981 zog sie mit Taps in den Bärenzwinger am Köllnischen Park um. Damals lebten noch Jette und ihre Tochter Julchen dort.
Die beiden Kleinen bekamen die rechte Seite der Anlage und einen gemeinsamen Schlafkäfig. Die Namensgebung von Taps und Schnute erfolgte durch einen Zeitungsaufruf und Abstimmung der Berliner Bevölkerung.
Schnute war ein zurückhaltendes und misstrauisches Jungtier, Bruder Taps drängte sie oft weg und nahm eifersüchtig den damaligen Tierpfleger für sich in Anspruch.
Da er als männliches Tier größer und stärker als Schnute war, hatte er auch beim Fressen den Vorrang. Schnute erkämpfte sich aber immer ihren Teil.
Sie hat wenig mit Taps gespielt, er war grob und dominant. Zu den Pflegern war er nett. Sicher war es von seiner Seite Eifersucht, damit Schnute nur ja nicht von den Pflegern Mario Erhardt und Heinz Schramm verwöhnt werden sollte.
Die ersten Bärenkinder von Schnute wurden am 14. Januar 1986 geboren. Ein Jungtier aus diesem Wurf wurde aufgezogen und im Juni 1986 von den Berliner Kindern auf den Namen „Maxi“ getauft. Bis Taps 1990 aus dem Bärenzwinger genommen wurde, hatte Schnute noch mehrere Würfe mit insgesamt 12 kleinen Bärenkindern. 1990 war der letzte Wurf von Taps. Maxi kam im Herbst 1986 nach mehrmonatigen Aufenthalt im Tierpark Friedrichsfelde (im Spielkäfig) wieder in den Bärenzwinger zurück. Julchen und Jette waren inzwischen verstorben und nun hatten Maxi und Schnute den Zwinger für sich allein. Als Tilo im August 1990 dazu kam, bewohnten die beiden Bärendamen gemeinsam die rechte Anlage.
Schnute war Maxi gegenüber oft dominant. Sie wollte wohl nie wieder die „2. Geige“ spielen. Maxi in ihrer unbekümmerten Fröhlichkeit und Frechheit ärgerte Schnute aber recht gern. Darauf reagierte Schnute entweder mit Gebrüll oder sie ging weg und legte sich an einen geschützten Platz. Am 10. Januar 1994 bekam Schnute wieder Jungtiere, Tilo war der Vater. Es waren Drillinge, die sie vorbildlich aufzog. Sie war bei der Bettelei durch die Kleinen sofort bereit, sich auf den Rücken zu legen und ihre Kinder trinken zu lassen. Dabei hielt sie diese auch mit den Pfoten fest, damit sie sich nicht zankten. Beim Baden oder Klettern stand sie wachsam dabei und holte die Kinder weg, wenn es ihr gefährlich erschien. Für uns als Pflegerinnen war es ein wunderschönes Erlebnis, dass Schnute uns in die Bärenkinderstube lies, wir mit den Bärenkindern auf die Freianlage konnten und sie geduldig wartete bis sie wieder zu ihren „Jungen“ durfte.
Nach dem Absetzen der Jungtiere musste sie sich erst wieder an ihre „alte“ Familie Maxi und Tilo gewöhnen. Beide durften sich ihr gegenüber nicht allzu viel herausnehmen, aber sie spielte auch manchmal ein paar Minuten mit ihnen, Maxi hatte dabei viel mehr Ausdauer.
Im Winter lagen die beiden Jüngeren gerne bei ihr im Nest. Erst in den beiden letzten Jahren ist Schnute nicht mehr bereit, ihren Schlafplatz zu teilen. Sie ist ruhebedürftiger als früher und möchte auch ab und zu allein sein.
Maxi lässt sich davon nicht beeindrucken, aber wenn Schnute ihr zeigt, dass sie es ernst meint (aufgerissene Schnauze und Brummen), dann zieht es Maxi vor, sie nicht weiter zu reizen. Beim Fressen ist Schnute schneller und nicht so wählerisch wie Maxi, daher gibt es kaum Neid oder Streit. Schnute badet leidenschaftlich gerne, am Liebsten im Bassin, wahrscheinlich weil dort manchmal kleine Leckerbissen auf dem Grund liegen, die man mit der Pfote herausfischen kann. Beim Schwimmen im Wassergraben ist sie vorsichtig, damit sie beim Spielen mit Maxi nicht mit den Ohren unter Wasser gerät, das ist ihr zuwider.
Auf Bäume geklettert ist Schnute nie gerne, sie liebt die Bequemlichkeit und Futter, das zu hoch hängt wird eben ignoriert. Gern beschäftigt sie sich mit Dingen, die süße Leckereien beinhalten, wie die Holzscheibe mit Löchern. Sie hat viel mehr Ausdauer als Maxi, etwas auseinander zunehmen oder kaputt zu machen.
Uns Pflegerinnen (Frau Kutzner und Frau Gnad) gegenüber ist sie freundlich aber bestimmt. Was sie nicht will, macht sie eben nicht. Sie kommt zum Fell kraulen nur, wenn sie es möchte. Mit der Pfote (angehoben) zeigt sie dann, wie lange das Kraulen dauern darf. Als Jungtier hat sie manchmal mit der Pfote durch das Gitter geschlagen, sogar ihre Kleinen taten das mit uns. Nachdem Taps weg war, ließ die Aggressivität nach und irgendwann begann sie es zu genießen, am Rücken gekrault zu werden, später auch am Kopf. Heute ist dieser Kontakt zu Schnute nicht mehr wegzudenken.
Trotzdem darf man nichts in ihrer Reichweite liegen lassen, das wird sofort in ihr „Revier“ gezogen und nicht mehr herausgegeben. So haben wir schon einige Handfeger, Besen, Schrubber und Wasserschläuche eingebüßt. Maxi lässt sich von einem „Nein!“ beeindrucken, Schnute nicht. Hier ist sie die „Stammesälteste“ und entscheidet was ihr passt.
Schnute frisst sehr gerne, sie ist eine kleine „Fressmaschine“. Dadurch hat sie auch schon einmal zwei sehr schlimme Tage und Nächte verbracht. Bei einem Kinderfest im Köllnischen Park flog ein Luftballon auf die Anlage, den sie sofort zerknallte. Trotz Lockens mit Leckerbissen, ließ sie ihn nicht liegen, sondern fraß ihn auf. Das bekam ihr leider nicht. Der Gummirest blieb fast drei Tage im Bauch, sie fraß nicht und das Koten unterblieb auch. Am dritten Tag erschien der Gummirest aber endlich beim „Toilettengang“ und es ging ihr wieder besser. Ganz sicher hat sie daraus nichts gelernt, das können Tiere leider nicht, manchen Menschen geht es ähnlich.
Maxi beschäftigt sich auch mit Futter, das nicht auf Anhieb fressbar erscheint, wie Kokosnüsse und Straußeneier. Das ist für Schnute uninteressant, sie kullert die Kokosnuss nur eine Weile hin und her, wenn sie nicht beim Darauftreten kaputt geht, kann man sie auch nicht fressen! Ihre bevorzugten Leckereien sind Räucherfisch, Ananas und Hundefutter (Feuchtfutter).
Man hat oft den Eindruck, die Bären schlafen tief und fest auf der Anlage. Das ist aber nicht der Fall. An den Bewegungen der Ohren sieht man, dass sie alles um sich herum registrieren. Wenn Schnute wirklich müde ist, legt sie sich ins Haus. Wir Pfleger können dort trotzdem unsere Arbeit tun, sie kennt uns gut genug, um zu wissen das wir ihr nicht zu nahe kommen und sie stören, daher schläft sie ganz entspannt und manchmal schnarchend.
Gern zeigt sie Maxi ihre Überlegenheit, indem sie diese nicht aus dem Haus auf die Anlage lässt. Dann sitzt sie direkt im Eingang und wartet, ob Maxi es wagt, sie zu schubsen.
Sie ist aber nie so mutig und unverfroren wie Maxi, obwohl sie auch neugierig ist.
Als einmal ein Sonnenschirm in den Wassergraben fiel, betrachtete Schnute ihn nur von weitem, während Maxi sofort hinunterkletterte und den Schirm untersuchte.
Schnute hält sich gern auf der rechten Seite der Anlage auf, aber zusammen mit Maxi und Tilo war sie auch auf der linken Seite der Anlage.
Seit Tilo verstorben ist, müssen sich beide Bärendamen wieder zusammenraufen. Maxi war viel mit Tilo auf der linken Seite der Anlage zusammen, sie waren fast gleichaltrig. Schnute und Maxi vermissen Tilo, das ist wie bei den Menschen. Sein Geruch ist für die feinen Bärennasen noch zu spüren.
Schnute wird als Berliner Stadtbärin das Berliner Wappentier würdig vertreten.
(In Zusammenarbeit mit Frau Kutzner & Frau Gnad, Mai 2007)