Schüler eines EU-Projekts zu Besuch am Bärenzwinger
Schüler aus Frankreich, Polen und Ungarn:
Budapest Terézváros (HU) – Sziney Merse Pál Gimnázium
Jastrzebie Zdroj (PL) – Stanislas Staszic Lycée
Tourcoing (F) – Lycée Gambetta
im Alter von 16-18 Jahren besuchten den Berliner Bärenzwinger.
Sie haben an einer Europäischen Jugendkonferenz vom 3.-9. Mai im Rahmen der Berliner Europawoche teilgenommen. Es waren jeweils 15 Schüler und Schülerinnen, mit je zwei Lehrerinnen.
Der EU-Beauftragte des Bezirksamtes Berlin Mitte, Herr Winkelhöfer, begrüßte am 4. Mai 2009 Schüler aus drei europäischen Ländern und dem Lessing-Gymnasium in der Parochialstraße in Berlin. Anschließend haben wir als Verein die Gäste am Bärenzwinger empfangen. Für die Jugendlichen hielten wir am Bärenzwinger im Köllnischen Park einen kleinen Vortrag zum Berliner Bären. Zudem gab es eine Fütterung der Berliner Stadtbären.
Herr Dr. Hanke (Bürgermeister von Berlin-Mitte) wurde gerade von der türkischen Filmemacherin Frau Elvan Kivilcim interviewt. So nutzen wir die Gelegenheit und baten ihn um ein paar Begrüßungsworte für die internationalen Gäste, zu der er sich gerne bereit erklärte. Inzwischen bereitete Frau Gnad, eine der beiden Bärenbetreuerinnen, die Fütterung der beiden Stadtbären Maxi und Schnute vor.
Nach der Ansprache von Herrn Dr. Hanke begann der Vortrag durch Frau Junge, Vorsitzende des Berliner Bärenfreunde e.V. Der Verein war durch einige seiner Mitglieder vertreten, die Frau Junge bei Ihrem Vortrag unterstützten. Der Vortrag wurde spontan von zwei deutschen Schülern, Felix Freese und Tusamba Lubaka aus der Gruppe simultan ins Englische übersetzt.
Frau Junge berichtete über die Entstehungsgeschichte des Berliner Bärenzwingers in einer schweren Zeit. Die ersten zwei Bären kamen aus dem Berliner Zoo, davon wurde ein Bär von der Tageszeitung BZ gesponsert und zwei andere Bären kamen aus dem Bärengraben in Bern. Nun gab es vier Bären im Berliner Bärenzwinger. Urs, Vreni, Jule und Lotte. Purzel, der Geschwaderbär, kam 1940 dazu. Sie berichtete auch, wie in Kriegszeiten das Futter für die Berliner Stadtbären auf dem Alexanderplatz angebaut und mit Gewehren bewacht wurde, damit die Tiere nicht hungern mussten. Ebenso berichtete sie über tierliebe Berliner, die sich das Brot „vom Munde abgespart“ hatten, um es den Bären zu geben. 1945 wurden die Bären bis auf Lotte in den letzten Kriegstagen erschossen und der Bärenzwinger mit Sand zugeschüttet.
Erst 1949 wurde der Wunsch der Berliner aufgenommen, wieder lebendige Wappentiere in Berlin zu haben. Es kamen als Geschenk wieder zwei Bären aus Bern. Die Berliner wurden aufgerufen, Namen für diese beiden Bären zu finden. Nante und Jette wurden weltbekannt, ihr Name war eng mit dem von Berlin verbunden. Bis zu ihrem Tod bekamen sie 33 Jungtiere, die schon im Alter von wenigen Monaten in den Tierpark überführt und zu den legendären Bärentaufen durch Prof. Dr. Dathe gebracht wurden.
Auch das es um die Wendezeit beinahe keine Bären mehr gegeben hätte, erfuhren die Gäste am Bärenzwinger. Aber die Berliner wollten ihre Bären behalten und so spendeten sie Geld, mit dem der Bärenzwinger artgerecht umgebaut wurde.
1994 gab es eine Überraschung, Tilo wurde Vater von Zwillingen und Drillingen. Leider gab es große Probleme, die jungen Bären artgerecht unterzubringen. Niemand wollte sie haben und so entgingen sie nur knapp dem Tod. Denn nach vielen Briefen an die Partnerstädte Berlins ergab sich die Möglichkeit, drei der Bärenkinder nach Buenos Aires zu geben und die beiden anderen nach Spanien in einen Nationalpark. Das war für alle eine gute Lösung, auch wenn der Abschied schwerfiel. In den Folgejahren kehrte etwas Ruhe ein.
Im Jahr 2007 starb der damalige Stadtbär Tilo im Alter von 17 Jahren an Krebs. Seitdem ist Schnute die Stadtbärin der Stadt Berlin. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass es eine Stadtbärin gibt.
Bis heute kommen zehntausende Besucher jährlich zu unseren Berliner Bären und wir als Verein sind stolz darauf, dass wir einen großen Anteil daran haben.
Der Vortrag von Frau Junge wurde von den Schülern mit viel Applaus bedacht. Frau Junge bedankte sich noch bei den beiden Berliner Schülern für die perfekte Übersetzung und wünschte der Gruppe noch einen interessanten Aufenthalt in Berlin.
Zum Abschluss entstand noch von allen Teilnehmern ein gemeinsames Foto mit dem Bürgermeister von Berlin Mitte Herrn Dr. Hanke, mit Frau Junge und den Berliner Bärenfreunden und den internationalen Schülerguppen. Eine schöne Erinnerung an diesen Tag.
Alle Schüler erhielten einen farbigen Flyer in englischer und deutscher Sprache über die Geschichte des Bärenzwingers, die man seit wenigen Tagen auch hier als PDF herunterladen kann.
Anschließend haben die Jugendlichen eine Schnitzeljagd durch Berlin von der Berliner Mauer, Siegessäule, Reichstag, Kulturforum, Bellevue, Brandenburger Tor bis nach Wedding gemacht.
(Christa Junge)