Berliner Bärenfreunde e.V.

Schutz für den Berliner Bären?

RHEINPFALZ Ausgabe Kaiserlautern berichtet über einen Berliner Meilenstein

Freitag 28. Februar 2014

Schutz für den Berliner Bären?

Wer die Mainzer Straße stadtauswärts nimmt, passiert einen Meilenstein mit der Entfernung nach Berlin. Fast 40 Jahre alt ist der Stein und seit einigen Jahren gibt es Bestrebungen, ihn unter Denkmalschutz zu stellen. Bisher ist das noch nicht geschehen, teilte gestern die Stadtverwaltung mit.

Von Andreas Sebald

Zugegeben: Im Moment ist die Kilometerangabe auf dem Stein etwas irreführend. 84 Kilometer bis Berlin sind ein wenig kurz gegriffen. Auf den zweiten Blick ist allerdings zu erkennen, dass die Ziffer 6 vor der 84 verschwunden ist. 684 Kilometer bis Berlin erscheinen realistischer. Der Stein in Kaiserslautern wird dieses Jahr 40 Jahre alt. Am 28. April 1974 wurde er „bei herrlichem Sonnenschein feierlich eingeweiht“, heißt es in der RHEINPFALZ vom 29. April 1974. Und dort, wo vor fast 40 Jahren der Berliner Wirtschaftssenator Karl König unter den Augen von Kaiserslauterns damaligem Oberbürgermeister Hans Jung den Stein mit echtem Spreewasser taufte, dort steht der Stein auch heute noch.

Ab den 1950er Jahren wurden überall im Bundesgebiet solche „Berliner Meilensteine“ aufgestellt, die die Solidarität zur geteilten Stadt symbolisieren sollten. Die Idee geht auf den Bundesbeauftragten für die Förderung der Berliner Wirtschaft, Gerd Bucerius, zurück, erklärt die Vorsitzende des Vereins „Berliner Bärenfreunde“, Christa Junge. Der Bund der Berliner und Freunde Berlins (BdBFB) nahm diese Idee auf und sorgte zusätzlich für die Verbreitung der Meilensteine. Bis zum Fall der Mauer und dem damit verbundenen Ende der Teilung der Stadt wurden im damaligen Westdeutschland die Steine aufgestellt.

Wie viele es genau sind, das weiß keiner so genau. „Es gibt kein zentrales Meldeverzeichnis“, erklärt Michael Damm. Er gehört der Initiative „Denkmalschutz für die Berliner Meilensteine“ an, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Meilensteine in Deutschland nicht nur aufzuspüren, sondern sie auch unter Denkmalschutz stellen zu lassen. Bis 2013 waren der Initiative nach den Worten Damms rund 200 der Steine bekannt, mittlerweile sei die Zahl auf etwa 300 angewachsen. „In jedem Stein steckt viel Arbeit drin“, sagt Damm. 1955 gab es in Deutschland 50 Meilensteine, die Zahl wuchs bis Anfang der 1970er Jahre auf 70 an und erreichte 1985 die Zahl 100.

Um die Steine, ihre Standorte und vor allem ihr Schicksal kümmern sich auch die „Berliner Bärenfreunde“: „Es macht Freude, die Steine aufzuspüren. Sie sind Geschichte vor unserer Haustür“, erzählt Christa Junge. Der Verein, der im November 20. Geburtstag feiert, hat zwei Dutzend Mitglieder und kümmert sich um alles, was mit Berliner Bären zu tun hat. „Ist nur ein Bär drauf, interessiert es uns nicht, hat der Bär einen Bezug zu Berlin, interessiert es uns auf jeden Fall“, erklärt die Vorsitzende. So hat der Verein, der Vereinszeitungen mit Neuigkeiten rund um den Berliner Bären herausgibt, Bärenfährten bis nach Chile, Namibia und Mexiko verfolgt.

Zurück zum Denkmalschutz. Der Stein an der Mainzer Straße in Kaiserslautern steht nicht unter Denkmalschutz, allerdings haben sowohl die Initiative (im April 2011) als auch die „Bärenfreunde“ (im April 2013) einen Antrag gestellt, den Stein doch unter ebenjenen behördlichen Schutz zu stellen. „Die Denkmal-Ämter werden aber nicht tätig“, bedauert Michael Damm, der – wie die „Bärenfreunde“ auch – weiter auf „Bärenjagd“ geht: „Wir sind dankbar für alle Details, die wir zu den Steinen bekommen.“

Nils fragt

Warum läuft der Berliner Bär immer nach links?

Dass Berlin als Wappentier einen Bären hat, das wusste ich. Passt ja auch lautlich. Wer den Namen der Stadt hört, könnte meinen, dass er vielleicht „Bärlin“ geschrieben wird. Was ich nicht wusste, ist, dass der Berliner Bär immer nach links läuft. Warum das so ist, dazu hat mir Christa Junge von den „Berliner Bärenfreunden“ einen Tipp gegeben. Der Bär ist ein Wappentier. Wappen zierten früher oft die Schilde der Ritter. Und da die meistens Rechtshänder waren und ihre Schilde am linken Arm trugen, schaut der Bär auch nach links. Denn würde er nach rechts schauen, sähe es so aus, als würde er flüchten – ein fliehender Bär ist kein gutes Wappen. (bld)

Infos

Mit freundlicher Genehmigung von ANDREAS SEBALD und der RHEINPFALZ, Redaktion Kaiserslautern