Berliner Bärenfreunde e.V.

„Weaving Roots“Claudia Hill, Jared Gradinger im Berliner Bärenzwinger

„Weaving Roots“ Ausstellung 25.03. 2022 – 05.06. 2022

Endlich ist wieder Frühling und die Gärtnerei geht wieder los. Diesmal auch im Berliner Bärenzwinger. Denn das monotone Thema „Weaving Roots“ (verwebte Wurzeln) bringt zwei künstlerische Individuen und ihre Praxen zusammen, die sich mit der Idee des Gartens und seinem Wirken als Ort von Gemeinschaftsbildung auseinandersetzen. Die Freiflächen des Außengeheges werden zu einem Garten umgestaltet.
In germanischen Sprachen bezeichnen die Begriffe „Garten“ und „Gehege“ ein umzäuntes Gelände, in welchem entweder Pflanzen oder Tiere leben. Analog dazu gibt es das Wort „Park“ – dieses weist auf die Abgrenzung und Geschlossenheit hin.

Der Künstler Jared Gradinger ist ein interdisziplinärer, der in den Bereichen Performance, Tanz, Soziale Kunst und Ökologie arbeitet. Die linke Seite ist mit Obststräuchern bepflanzt worden, es wird gehofft, das schon in diesem Jahr die ersten Beeren zu ernsten sein werden. Die rechte Seite ist mit Blumen bestückt worden. Damit soll „Wildwuchs“ in den gerade sanierten Köllnischen Park zurückgebracht werden.

Gärten sind von ständiger Verwandlung und Veränderung beeinflusst. Es wächst in ihm, blüht, es werden Früchte heranreifen, manches vergeht und wächst dann doch wieder. Es wurde eine Kirsch-Holz-Bank aufgestellt, die wir (Christa Junge und ich) sofort ausprobierten. Wir spielten „Bär“ und schauten mal von innen nach außen in den umliegenden Park. Die Einstellung zu Pflanzen, zu Lebewesen, zum Gärtnern kann möglicherweise die Einstellung des Einzelnen zum privaten auch zum gesellschaftlichen Leben widerspiegeln. An der Wand des Bärenzwingers stand eine Art Strohgarbe, die angesprüht war und die man auch als „großes Mikado“ interpretieren könnte.

Die zweite Künstlerin- Claudia Hill – ist eine interdisziplinäre Künstlerin mit starkem Hintergrund in Textilkunst du Gestaltung. Sie hat mit einem 125-jährigen-Hochwebstuhl mehrere Bildteppiche hergestellt, wobei sie vielfältige Materialien verarbeitete: Stoffstreifen, Garn, Strohalme, Elektrokabel, bunte Kugeln. Der Webstuhl soll aber auch als Kommunikationswerkzeug dienen, als Spielstätte für Vernetzung, Weben und Wuzeln, Verflechtung und Verwurzelung beim gemeinsamen Wirken und Weben.
In den ehemaligen „Bärenzimmern“ sind Fotografien auf gehangen worden, die von den ehemaligen Fütterungen der Bären stammten, von den „Geburtstagstorten, die von den Pflegerinnen und Pflegern liebevoll gestaltet worden waren, auf dem Boden lagen Stroh-Futterberge. Jetzt warten wir voller Ungeduld auf die nächsten drei Projekte, denn alle vier Jahreszeiten sollen versinnbildlicht werden.

Sigrid Schuldt

Die Fotos der „Bärentorten“ stellte unser Verein zu Verfügung.

Ausstellung 25.03. 2022 – 05.06. 2022

Künstler*innen
Claudia Hill ist eine in Berlin lebende interdisziplinäre Künstlerin, die sich mit Performancekunst, Kostüm- und Bühnendesign, textilem Material und somatischen Praktiken beschäftigt. Ihre Arbeiten wurden international im Kontext der darstellenden sowie bildenden Kunst präsentiert, u.a. auf der Paris Internationale, im Mumok in Wien während des ImPulsTanz Festivals und im HAU Hebbel am Ufer, Berlin. Ihre künstlerische Praxis basiert auf ihrer tief verwurzelten Beziehung zu Textilien und von Frauen ausgeführtem Handwerk. Sie erforscht kollektive Wege der Kommunikation durch multisensorische Erfahrungen, wie sie es in ihrem Buch Social Fabric Earth Return beschrieben hat. Das Buch ist im Verlag BOM DIA BOA TARDE BOA NOITE erschienen, anlässlich ihrer Solo-Ausstellung in der Efremidis Gallery, Berlin, die mit einer Installation und einer Reihe von Performances während der Berlin Art Week und der Gallery Weekend Discoveries stattfand. Ihr Kurzfilm Kŏn′voi′ lief auf zahlreichen Filmfestivals, z.B. Les Rencontres Intl., Paris und im Haus der Kulturen der Welt, Berlin. Claudia Hill hat einen Hintergrund in zeitgenössischem Tanz und Modedesign. Ihre Kollektionen wurden international, u.a. in Japan und New York, wo sie viele Jahre gelebt hat, präsentiert.
Sie entwarf Kostüme für den Choreografen William Forsythe und The Wooster Group und arbeitete häufig mit der Choreografin Meg Stuart zusammen. Sie wurde zu den United Scenic Artists of America zugelassen. Darüber hinaus konzentriert sich ihre Arbeit zunehmend auf das heilende Potential textiler Objekte und transformierender Rituale.

Dank
Vielen Dank für die Unterstützung während der Ausstellungsvorbereitung an Knut Berger, Stefan Rusconi, Diane Esnault, Emilia Patrignani, Eva Heller, Michela Filzi, Doreen Markert, Christa  Junge und dem Berliner Bärenfreunde e.V., sowie Henry Ollendorf und dem Team vom Straßen- und Grünflächenamt, Berlin-Mitte.

Jared Gradinger ist ein interdisziplinärer Künstler, der in den Bereichen Performance, Tanz, Soziale Kunst und Ökologie arbeitet. Seit er 2002 nach Berlin gezogen ist, entwickelt er langfristige Kollaborationen und künstlerische Praktiken, die Gemeinschaft und Natur verbinden. Dabei erforscht er Formen der Koexistenz und fragt: „Was können wir gemeinsam tun, was wir alleine nicht tun können?“ Er arbeitet seit langem mit Angela Schubot zusammen, mit der er extrem körperliche Arbeiten schafft, die sich mit der Auflösung des Selbst durch ein bedingungsloses Miteinander befassen, zuletzt in Zusammenarbeit mit der Natur und Pflanzen. In den Uferstudios (Berlin) gestaltete er als gemeinschaftliches Projekt seinen ersten Garten mit dem Namen „Impossible Forest“, einen 240 m2 großen Garten, der dem Nicht- Menschlichen und Unsichtbaren gewidmet ist.
Derzeit arbeitet er an einem langfristigen Projekt in und mit dem Dorf Coqui, Kolumbien, mit Organizmo, Angela Schubot und dem Goethe-Institut. Dies ist Teil des größeren Projekts „Herbarium“ mit Angela Schubot, das die Suche nach der Auflösung der Dichotomie von Natur und Mensch fortsetzt, wobei sie mit Pflanzen als Vermittler*innen für
Wissenstransfer, co-kreative Strategien und künstlerische Angebote arbeiten. Dieses Projekt wird in Coqui, Kolumbien, Helsinki, Finnland und Berlin, Deutschland stattfinden. Gradinger ist Mitbegründer von Constanza Macras Dorky Park
(2002-2009). Er arbeitet regelmäßig mit Meg Stuart, Shelley Etkin, Stefan Rusconi, HAU und den Uferstudios zusammen. Jared hat mit William Forsythe, Jeremy Wade, Aleesa Cohene und anderen zusammengearbeitet. Er unterrichtet
weiterhin und bietet Künstler*innen, Gruppen und Student*innen Mentoring an.