Symposium zum Berliner Bärenzwinger
Vom 26. und 27. Oktober 2018 fand ein Symposium“ Berliner Bärenzwinger“ im Märkischen Museum statt. Das Symposium findet jeweils von 10 bis 17 Uhr im Hoffmann-Saal des Märkischen Museums statt. Wir vom Verein Berliner Bärenfreunde e.V. waren mit dabei.
Symposium zum Berliner Bärenzwinger © Christa Junge
Es sollten die künstlerischen, wissenschaftlichen und stadtpolitischen Positionen zusammenkommen, und die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Nutzungen, Funktionen und Bedeutung des Orts gemeinsam zu diskutiert werden.
Nach dem Tod der Stadtbärin Schnute am 11. Oktober 2015 stand der Bärenzwinger zwei Jahre leer. 2017 übernahm der Fachbereich Kultur die Liegenschaft. Es wurden Fördermittel beantragt und bewilligt, Volontäre begleiteten die Ausstellungen, Anfang 2019 ist Schluss. Die Finanzierung muss gesichert sein und die Denkmalgerechte Nutzung ist vorgegeben.
Kultur für Europa – fürs Symposium, danke für die Raumnutzung im Märkischen Museum. Der Berliner Bärenzwinger stand im Focus des Symposiums.
Christa Junge und Sigrid Schuldt erlebten am ersten Tag Vorträge über die bereits durchgeführten Kunstprojekte als Zwischennutzung im Berliner Bärenzwinger. Es gibt viele Ideen, aber nicht jede eignet sich für das denkmalgeschützte Gebäude. Alle bisherigen Künstler haben sich im weitesten Sinne mit dem Bär auseinandergesetzt, jeder auf seine Art und Weise. Kunst liegt immer im Auge des Betrachters.
Als erster Beitrag wurden Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm „Grizzly Man“ von Werner Herzog von 2005 gezeigt. Es ist zusehen, wie Bärenliebhaber Timothy Treadwell bei seinen Beobachtungen die Bären, immer wieder mit menschlichen Eigenschaften belegt. Es ist hier nur ein kurzer Anriss und keine Rezension des Filmes. Tragischer Weise wurde er und seine Freundin Amie Huguenard von einem Grizzlybären misshandelt, getötet und gefressen. Timothy Treadwell hat die Situation völlig falsch eingeschätzt, und die Bären, die im Oktober auf Futtersuche für den kommenden Winter waren, noch immer mit menschlichen Eigenschaften gesehen. Seine Kamera hatte alles aufgenommen. Timothy Treadwell hat versucht Grenzen zu überschreiten, er versuchte selbst „Bär“ zu werden. Der Bär der ihn und seine Freundin Amie Huguenard getötet hat, wurde erschossen.
Gefallen hat mir der Vortrag über die Architektur im Zoo. So unterschiedlich alle Anlagen auch sind: der Mensch schaut von oben, oder der Seite auf die Tiere (auch im Berliner Bärenzwinger), aber schauen die Tiere auch auf die Menschen? Oder sind sie nur am Futter interessiert und der Rest ist langweilige Umgebung? Die Tiere würden sich gerne verstecken – die zahlenden Menschen – wollen sie aber sehen. Das ist das Dilemma: die Natur kann sich nur selbst gestalten, der Mensch sollte nicht immer nur an sich denken.
Zu dem Thema „immer gesehen werden“ muss aus unseren Erfahrungen gesagt werden, im Berliner Bärenzwinger wurde kein Eintritt von den Besuchern verlangt und die Bären konnten sich jederzeit ins Hausinnere zurückziehen, anders als bei anderen zoologischen Einrichtungen.
Symposium zum Berliner Bärenzwinger © Christa Junge
In einem – neugebauten – Zoo in Dänemark sind die Menschen in einer Arena und rundherum wurden die Tiere in großflächigen Gehegen angeordnet, interessante Sichtweisen.
Auch das Künstlerinnenkollektiv NEOZOON beschäftigt sich mit dem Mensch – Tier – Verhältnis und dem Umgang moderner Gesellschaften mit lebendigen und toten Tieren. Jeder hat dazu wohl seine eigenen Sichten und Vorlieben.
Wir, von den Berliner Bärenfreunden e.V., sind weiterhin daran interessiert, wer was mit „unserem“ Berliner Bärenzwinger vorhat und es war sehr interessant und viele Erfahrungen werden wir mitnehmen, es war ein reger Austausch untereinander.
Etwas ungewöhnlich war unserer Mittagspause, sie wurde in den Räumen des Berliner Bärenzwingers gereicht. Es gab biologische Suppen, Salate und Sandwiches, aber eben da wo die Bären-Pflegerinnen ihren Aufenthaltsraum und die Futterzubereitung hatten. Oder wer es besonders „bärennah“ wollte, auch in den Bärengehegen. Alles Öko, auch das Besteck war aus Holz.
Es war für mich ein Neustart in der Geschichte des Berliner Bärenzwingers – gemeinsam mit vielen Wissenschaftlern, Biologen, Interessierten und anderen Fachleuten – gemeinsam ein neues Konzept zu entwickeln, das viele Aspekte und Sichtweisen vereinigt. Am Samstag konnten wie leider nicht dabei sein, unser Verein hatte eine Veranstaltung.
Der dritte Tag des Symposiums fiel aus, er wird im Februar 2019 nachgeholt.
Sigrid Schuldt